Mein neuer Job – oder: wie erhalte ich eine Arbeitserlaubnis in China…

Es hat lange (gefühlt sehr lange) gedauert – aber endlich habe ich wieder einen Job.
Der Anruf bzw. die Mail, ob ich noch Interesse hätte, kam ziemlich spontan im Kiteurlaub im Oktober. Rückblick: das Bewerbungsgespräch lief bereits im Mai – relativ erfolgreich (aber davon hatte ich ja schon einige und trotzdem keinen Vertrag). Über die Sommermonate erfolgte dann die Aussage, dass kein Geld für eine Einstellung zur Verfügung steht, bzw. dass einige personelle Änderungen vorgenommen werden. Also gut – ich schreibe mich einen Tag vor Semesterbeginn Anfang September an der Uni ein, um meine Chinesischkenntnisse weiter zu vertiefen.

Aber man/Frau ist ja spontan, so dass ich am Montag nach dem Urlaub zu meinem zweiten Bewerbungsgespräch gefahren bin. Zu meiner Überraschung wurde mir neben der Frage wann ich denn beginnen kann, direkt ein Vertrag vorgelegt… OK – Planänderung – keine Uni – Kindergartenzeiten verlängern und ab 01.11. rein ins Arbeitsleben

Nächstes Ziel: Arbeitserlaubnis erhalten.
Neben einem Health Check, meinen Zeugnissen im Original benötige ich noch ein polizeiliches Führungszeugnis. Da ich ja noch naiv davon ausgegangen bin, dass ich in den ersten Wochen meiner Arbeitsaufnahme auch die offiziellen Papiere haben sollte, bin ich schleunigst nach Shanghai zum Konsulat, habe meine Unterschrift beglaubigen lassen (auf dem Antrag für das Führungszeugnis, was man sich natürlich bezahlen lässt), anschließend per Express zum Bundesamt für Justiz (nach Bonn). Knapp zwei Wochen später ein Schreiben vom Amt – es fehlt mein „Mädchenname“ – Ok, ja, da ich keinen habe, habe ich natürlich nur meinen „Namen“ angegeben. Ich ärgere mich also über meinen „Fehler“ und fluche das erste Mal über die deutsche Bürokratie – denn ich wollte die Papiere so schnell wie möglich. Nach einer Woche Verzögerung wird das Zeugnis an meine deutsche Adresse versandt und von da per Express nach China. Drei Tage später ist es in meiner neuen Firma. So, also alle Papiere zusammen (es ist Mitte November) – ich gehe davon aus, dass ich über die Weihnachtsferien in Deutschland mein neues Visum (mit Arbeitserlaubnis) beantragen kann. Zu meinem Ärger fangen jetzt erst die Übersetzer an meine Zeugnisse zu übersetzen, eine weitere zeitliche Verzögerung ist die Folge. Die Zeugnisse müssen im Format so aussehen wie das Original – auch der Name der Unterschrift wird übertragen (keine Ahnung wer mein Diplom unterschrieben hat…). Diese Übersetzungen müssen nun noch von offizieller Stelle in China abgestempelt werden. Noch bin ich in freudiger Hoffnung, trotzdem alles bis Weihnachten hinzubekommen.

Nun bekomme ich die Info, es gäbet Probleme aufgrund meiner militärischen Vergangenheit. Nach genauerem Nachfragen stellt sich jedoch heraus, dass ich mit meinem Lebenslauf eigentlich nur das Fass zum Überlaufen bringe. Neben meiner Marine-Karriere machen mich meine recht guten Zeugnisse und Qualifikationen verdächtig. Zusätzlich muss man wissen, dass ein weiterer Kollege beim Fotografieren von militärischen Anlagen in China aufgegriffen wurde und einige Stunden in Haft verbracht hat. Ein weiterer Kollege (absoluter Elektronikfreak) ist des häufigeren am Flughafen bei der Sprengstoffkontrolle „rausgezogen“ worden. Die Überwachung lässt alle Informationen zusammenfließen, so dass mein neuer Arbeitgeber der Spionage verdächtigt wird. Der chinesische Sicherheitsapparat beginnt nun mit entsprechenden Untersuchungen der gesamten Firma, Dokumente werden abgeholt – natürlich wird auch mein Chef genauestens durchleuchtet. Bei meinen Kollegen (allesamt älteres Semester und in Ostdeutschland aufgewachsen) werden alte Erinnerungen wach…

Um mich erst einmal aus der Schusslinie zu nehmen, kann ich auch direkt bei der chinesischen Schule als Experte angestellt werden, denn unter den derzeitigen Untersuchungsbedingungen, habe ich keine Chance…

Mittlerweile finden in Paris diverse Terroranschläge statt – auch China hat Angst bzw. verbreitet Angst in der Bevölkerung vor möglichen Anschlägen. Als Folge werden alle Ausländer besonders beäugt…

Um mein Expertenvisum nun zu bekommen, muss mein deutsches Diplomzeugnis überbeglaubigt werden. Ich muss beweisen, dass mein Original ein Original ist… D.h. es muss über einen Notar zum Bundesverwaltungsamt nach Köln, welches die Echtheit der Urkunde bestätigen soll. Anschließend muss ich die Schreiben vom chinesischen Konsul (in Berlin) bestätigen und abstempeln lassen. Und alles soll natürlich persönlich abgewickelt werden…
Nach einem gewissen Unmut meinerseits, weiterer Internetrecherche und Rücksprache mit meinem Chef, habe ich eine Möglichkeit gefunden, diese Überbeglaubigung über eine Agency in Deutschland erledigen zu lassen. Es ist mittlerweile Dezember – die Hoffnung auf das „Working Permit“ innerhalb kürzester Zeit ist nun verflogen…

Ich hoffe natürlich, dass unter den derzeitigen Bedingungen und den bestehenden Untersuchungen nichts einer Wiedereinreise nach China entgegen spricht. Die Familie verbringt also den Weihnachtsurlaub gemeinsam in Australien (dort war es kein Problem, innerhalb von vier Tagen ein Geschäftsvisum zu bekommen, mit dem ich offiziell arbeiten kann, jedoch nur 2x 30 Tage im Land bleiben darf).

Kurz vor meinem Abflug nach Australien bekomme ich die freudige Aussage meines Chefs, dass die Untersuchungen der „STASI“ abgeschlossen sind und keine weiteren Folgen haben werden. Ich fliege also entspannt nach Melbourne in der Erwartung, dass die Papiere nun in Deutschland beglaubigt werden, um anschließend die Arbeitserlaubnis zu erhalten.

Kurz vor Silvester dann die nächste Nachricht: der Notar hat zwar das Diplom „abgestempelt“, aber das Bundesverwaltungsamt erkennt die Unterschrift der Präsidentin der Bundeswehr Uni nicht an… Alle Unterlagen wurden also ohne Bearbeitung zurückgesandt.

Da die Verwaltung der Universität in München auch in der ersten Januar Woche noch im Urlaub ist, konnte keine Unterschriftenbeglaubigung erfolgen. Mittlerweile wurde mir jedoch mitgeteilt, dass die Echtheit der Präsidentenunterschrift zusätzlich nachgewiesen wurde…

Nun warte ich ab was als nächstes kommt und fliege nächste Woche erst einmal nach Deutschland…

 

Anm.: an besagter Arbeitserlaubnis hängen weitere „Rechte“ für einen Ausländer dran. Mit  Arbeitserlaubnis kann man ein „Residence Permit“ beantragen, mit welchem man auch das Recht hat einen Führerschein zu machen (was mir einiges an Zeit und Aufwand für meinen Arbeitsweg einsparen würde), außerdem muss man nicht nach jeder Einreise zur polizeilichen Registrierung etc.

Die große Mauer

Jetzt wohnen wir schon ein Jahr in China und haben immer noch nicht die große Mauer gesehen.
Ach nee, wir haben sie natürlich schon gesehen – in der inneren Mongolei. Da besteht die Mauer aus Schieferplatten oder einfach Stampflehm.
Aber die Mauer ist lang (über 21.000 km!) und ein bis zwei Autostunden nördlich von Peking gibt es die eindrucksvollen gemauerten Abschnitte der Mauer mit großen Wachtürmen alle paar hundert Meter.
Und die haben wir uns jetzt auch endlich mal angesehen. Von Peking aus gibt es diverse Orte, die von Touristen-Bussen angefahren werden. Ich hatte eine Wanderung auf einem weniger besuchten Abschnitt rausgesucht, der auch zu den spektakulären Teilstücken führt, auf denen die Mauer nur ein paar Hand breit ist, und wo es zu beiden Seiten hundert Meter in die Tiefe geht.
Wir mieteten uns einen Fahrer, der uns zum Ausgangspunkt der Wanderung nach Jinshanling brachte, wo eine langsame Seilbahn den ersten Aufstieg erleichterte. Einheimische teilten uns beim Losgehen noch mit, dass die Mauer auf halber Strecke unserer geplanten Wanderung gesperrt sei, und dass wir demnach nicht bis zu unserem geplanten Ziel (Simatai) wandern könnten.
Na, mal sehen. Zunächst ging es hoch und wir waren von Horden von Schülern umgeben, die in 4 oder 5 Reisebussen angereist waren, um auch hier zu wandern. So viel also zum weniger besuchten Abschnitt :-/
Es war aber dennoch eine extrem schöne Wanderung auf der Mauerkrone. Das sonnige Herbstwetter und die leuchtenden Herbstfarben der Vegetation taten ihr Übriges dazu.

Herbstmauer

Herbstmauer

Je weiter wir gingen, desto weniger wurden auch die anderen Touristen. Lasse zeigte sich dabei als guter Wanderer, der den ganzen Weg fast ohne Pause mit auf und ab stieg. Es ging nämlich nur selten geradeaus, sondern meistens steil aufwärts oder abwärts..
…bis wir vor einem verschlossenen Wachturm ankamen, in dem ein Beamter darüber wachte, dass hier keiner mehr weiter ging. Ein paar Schilder wiesen darauf hin, dass der folgende Abschnitt baufällig sei, und nur auf eigene Gefahr betreten werden dürfe.
Nun gut, das Risiko wollten wir gerne eingehen. Leider erwies es sich als ziemlich unmöglich, den geschlossenen Wachturm zu umgehen. Denn der weitere Verlauf der Mauer dahinter entsprach noch gut ihrem eigentlichen Zweck, vor Eindringlingen zu schützen. Wir hätten uns zwar durch steiles Gelände und dichtes Gestrüpp an der Mauer entlang durchschlagen können, wären aber wohl nicht mehr auf die Mauerkrone gelangt.
Also machten wir uns nach einigen Diskussionen und erfolglosen Bestechungsversuchen wohl oder übel wieder auf den Rückweg, um letztlich wieder in die Nähe unseres Ausgangspunktes abzusteigen.
Dort erwartete uns dann auch schon der Fahrer, den wir telefonisch informiert hatten, dass wir nicht wie geplant im nächsten Ort abgeholt werden wollten.

Hier ein Haufen Mauer-Fotos

Golden Week

Das chinesische Jahr hat zwei sogenannte goldene Wochen.
Damit sind Häufungen von Feiertagen genannt, an denen man mit wenigen Urlaubstagen trotzdem relativ viel frei hat. Also in etwa so wie bei uns Ostern und Weihnachten.
In China sind das einmal das Neujahrsfest, oder auf chinesisch Frühlingsfest (春节 – Neumond Ende Januar/Anfang Februar) und dann die Woche um den chinesischen Nationaltag herum (1. Oktober).
Da zu diesen Zeiten 1,3 Milliarden Menschen gleichzeitig frei haben, verlässt man als Tourist besser das Land. Da aber weiterhin von den 1.3 Milliarden ein großer Teil auch das Land verlassen möchte, sind Flüge und Bahnreisen sehr teuer und/oder ausgebucht…

Wir waren mit unserer Planung etwas spät dran. Um dem Massenansturm auf die Verkehrsmittel zu entgehen, nahm ich noch ein paar Extra-Urlaubstage und wir entschieden uns relativ kurzfristig, eine gute Woche nach Pingtan zu fahren. Das ist eine Insel auf Höhe von Taiwan und im Herbst wegen des Nordost-Monsuns sehr windig.
Über die Feiertage – die erste Hälfte unserer Woche – gab es leider auch praktisch keine Hotelzimmer mehr. Durch einen Insider-Tip bekamen wir dann doch noch ein kleines Zimmer. Das war zwar leidlich sauber, aber es gab kein Frühstück, so dass wir uns mit Picknick aus dem Supermarkt behelfen mussten:

Frühstück

Frühstück

Der Strand war in den ersten Tagen gerammelt voll mit chinesischen Urlaubern, die mit Motor-Buggys auch gerne mal über des einen oder anderen Kiters Leinen brausten. Vor Ort gab es auch eine Kiteschule, und da eine Woche später chinesische Meisterschaften im Kitesurfen anstanden, war auch auf dem Wasser immer genug los.
Wir trafen den ein oder anderen Bekannten aus Shanghai und auch einen Schweizer, der uns vergangenes Weihnachten auf Hainan begegnet war. Pingtan scheint eine gute Wahl zu dieser Jahreszeit zu sein. Der Wind bestätigte das – es stürmte fast jeden Tag und wir hatten anfangs ganz schön mit den Wellen zu kämpfen. Nachdem wir uns daran gewöhnt hatten, machte es dann richtig Laune, mit und in den Wellen zu spielen.
Lasse spielte auch ausgiebig. Am Strand im Sand, auf diversen Klettergelegenheiten oder den Bezahl-Attraktionen, die nach den Feiertagen zwar offiziell geschlossen, aber dennoch zugänglich waren 😉

Nachdem die meisten Bekannten am Ende der Feiertage wieder abgereist waren, waren auch im 5-Sterne Hotel direkt am Strand wieder Zimmer frei und wir zogen um. Das Zimmer war jetzt größer und wurde regelmäßiger geputzt, und es gab auch Frühstück. Dieses war allerdings extrem chinesisch, so dass wir weiterhin auf Picknick aus dem Supermarkt setzten. Man muss dazu sagen, dass Pingtan zwar recht touristisch ist, aber nicht auf westliche Besucher eingestellt. Wir hätten im Urlaub auch gerne mal ein Stück Toast zum Frühstück gegessen, statt Muscheln und Reissuppe…
Der Wind ließ in der zweiten Wochenhälfte etwas nach – ausgerechnet zu den chinesischen Meisterschaften war er dann ganz weg… Zum Glück gab es nach dem Flautentag doch noch etwas Wind und die Chinesen konnten ihre Renn- und Freestyle Wettbewerbe durchführen.
Nicht jedoch, ohne dabei fast ein Auto im Meer zu verlieren, das beim Transport eines Jetski-Trailers von einer Welle erfasst wurde:

Rettungsaktion

Rettungsaktion

Erst ein großer Bagger schaffte es, den schon arg ramponierten Wagen wieder aus dem Wasser zu schieben..
Achja – und natürlich war Lasse mal wieder ein gern von Chinesen umlagertes Foto-Objekt. Mit Vorliebe versuchen Eltern ihre Kinder neben unserem Sohn zu postieren, um beide gemeinsam abzulichten. In der Galerie sind zwei Beispiele zu finden 🙂

Die Fotos dieser Woche habe ich mal in zwei Galerien unterteilt, einmal mit Lasse am Strand und einmal mit uns beiden Großen im Wasser:


Kurzurlaub in Neuseeland – ein Traum

…Neuseeland ist ja sowieso schön, aber wenn man China gewohnt ist, ist es geradezu ein Traum. Nicht nur die Landschaft oder die gute Luft, einfach die Leute – sie sind freundlich und zuvorkommend. Es drängelt keiner – eher im Gegenteil, ich wundere mich warum keine weiter geht, wenn man ansteht. Die Autos halten am Zebrastreifen obwohl man auf dem Gehweg noch fünf Meter von diesem entfernt ist und vielleicht gar nicht die Straße überqueren möchte…

Oben auf dem Mt Ruapehu

Oben auf dem Mt Ruapehu

Ich habe die 10 Tage Kurzurlaub einfach nur genossen… Am den Wochenenden kam Martin, der anlässlich einer Geschäftsreise in Neuseeland war,  zum Skifahren dazu. Das erste Wochenende waren wir auf der Nordinsel beim Mt. Ruapehu und danach auf der Südinsel. Während der Woche – als Martin arbeiten musste – bin ich mit Lasse in Queenstown und Umgebung Gondel und eine Art Lenkbob gefahren, oder habe für ihn Ski ausgeliehen um erste Rutschversuche im Skigebiet zu machen… Da die Skigebiete so spät in der Saison nicht wirklich viele Möglichkeiten zum Abseitsfahren hergaben, haben wir uns am letzten Tag 4 bzw. 5 Heliski-Runs gegönnt – und das war echt der Hammer (wobei ich zwischenzeitlich nicht wusste, ob ich das Skifahren oder das Fliegen und Landen auf dem Grat besser fand :-)))))

Urlaub in China – 内蒙古 (innere Mongolei)

…und weiterhin hinken wir mit unseren Berichten hinterher.

Mittlerweile hat Lasses „zweites Schuljahr“ – Nursery im Kindergarten begonnen (er lernt fleißig das ABC – sind gerade bei C – „What can I see?) und ich bin an der Uni um mein Chinesisch weiter zu vertiefen. Martin ist viel beschäftigt auf Dienstreisen im Asia-Pacific-Raum unterwegs (zumindest konnten wir ihn so für einen Kurzurlaub in Neuseeland :-))) besuchen) aber dazu später mehr (und coole Bilder vom Heli-Skiing…)

Im August waren wir erst einmal in der inneren Mongolei – dem zu China gehörigen Teil der Mongolei. Aufgrund der Entfernungen wollten wir unsere Fahrräder mitnehmen und Lasse im wohlbekannten Anhänger hinter uns herziehen. Leider ist der hier gekaufte Gepäckanhänger bereits am Tor unserer Hausanlage gebrochen, so dass wir spontan umplanen mussten. Da wir sicherheitshalber recht früh dran waren, blieb genug Zeit, uns schnell zwei Rucksäcke zu kaufen, das Gepäck umzupacken und mit dem Taxi zum Bahnhof zu fahren. Für die 20h Zugfahrt hatten wir uns das super super Luxusabteil gegönnt (zwei Betten übereinander, Sessel und eigenes Bad). Nach einer rumpeligen aber doch einigermaßen entspannten Fahrt haben wir uns als erstes in Yulin Überbleibsel der Großen Mauer angeschaut bevor wir weiter nach Norden in die Wüstenlandschaft gefahren sind. Die Chinesen haben wie überall, wo es landschaftlich interessant wird, ein Touristen-Zentrum erbaut – natürlich ist der Wüstenstreifen auch voll erschlossen und vermarktet – mit Gondel, Sandfahrzeugen, Sandrutschen, Kamelreiten, Schwimmbad in der Wüste etc. Wir haben uns das Spektakel von weitem angeschaut, bevorzugten dann aber doch ein paar Kilometer weiter zu wandern um ungestört ein paar Dünen zu besteigen und im Sand zu spielen.Xiangshawan

Da das Reisen sich in der weiten Landschaft ohne Fahrräder als ein wenig schwierig herausstellt – es gibt kaum Busse und immer Taxi zu fahren ist dann doch auf Dauer zu teuer bzw. gibt es keine Taxis dort wo wir hinwollen – beschlossen wir nach vier Tagen, ein Auto zu mieten. Wir baten die Rezeption unseres Hotels, die von uns herausgesuchten Anbieter anzurufen, und fanden so auch eine Vermietung, die uns ein halbwegs geländegängiges Auto vermietete. Schnell kauften wir noch Wasser und ein paar Vorräte für die nächsten Tage und los ging’s… Das erste Ziel, ein großer See, der auf der Karte so vielversprechend aussieht, ist leider halb versumpft und wartet auf uns mit viel zu vielen Stechmücken. Also verlassen wir ihn nach einer Nacht schnell wieder und fahren vorbei an einem anderen beeindruckenden Teil der Großen Mauer bis ins berühmte Grasland.Grasland Leider gibt es auch hier kein ursprüngliches Nomandenleben mit Jurten mehr – es ist alles vermarktet und zu Hotel-Ressorts natürlich mit Reitmöglichkeit und diversen Shows aufgezogen. Wir fahren kilometerweit durch die Graslandschaft um ein schönes Lagerplätzchen zu suchen, doch hinter jedem Hügel erscheint ein neues Touristendorf… Irgendwann finden wir in zumindest einiger Entfernung zu den Hotelanlangen einen schönen Platz – zwar ohne Wasser, aber dafür mit schöner Aussicht (in der Ferne galoppierende Pferde, zwar auch auf einer riesigen eingezäunten Weide, aber trotzdem hübsch).
Weiter im Inland finden wir in den nächsten Tagen noch den ein oder anderen schönen Zeltplatz, wo Lasse im Wasser spielen kann oder ein paar Felsen heraufklettert, aber immer wieder ist die Natur von Bergbauanlagen, Tagebau und oder verarbeitenden Fabriken unterbrochen, denn die innere Mongolei ist Chinas Kohle- und Stahl-Zentrum:Fabrik

Eines Nachts kam auch die Polizei zu Besuch – wir waren wohl doch sehr verdächtig – Ausländer, die ein Auto mit chinesischem Kennzeichen fahren und noch dazu in einem Zelt übernachten. Natürlich konnten die Polizisten kein Englisch und auch nur einer der fünf (!) hat deutlich ohne Dialekt gesprochen – was genau sie wollten wissen wir nicht. Und mehr als dass wir Touristen sind und aus Deutschland kommen, konnten wir auch nicht sagen. Unsere Pässe konnten sie auch nicht lesen – mit Martins chinesischem Führerschein waren sie dann zufriedener – der enthält chinesische Schriftzeichen. Nachdem sie ihn inspiziert hatten konnten sie dann guten Gewissens und „ohne das Gesicht zu verlieren“ wieder abfahren und wir brauchten erst einmal einige Minuten um den Puls wieder herunter zu fahren…
In den weiteren Tagen haben wir noch Hohhot und ein buddhistisches Kloster besichtigt, bevor wir wieder zurück nach Baotou sind um dann wieder mit der Bahn zurück zu fahren.

Urlaub in China – 桂林 (Guilin)

Es ist nun schon ein bisschen her – aber wir versuchen mal, hier wieder etwas Aktualität rein zu bekommen.
Im Mai waren wir für eine knappe Woche in den Karstbergen von Guilin.
Von den Fotos, die man aus der Gegend evtl. schon einmal gesehen hat, hatten wir immer den Eindruck gewonnen, dass es sich um ein riesiges Seengebiet handelt.
In Wirklichkeit fließt der Li Fluss durch die eindrucksvolle Landschaft. Man kann Bootstouren auf Bambusflößen machen, aber auch sehr gut Wandern, Fahrrad fahren und Klettern.
Wir hatten also unsere Kletterausrüstung dabei und haben von Allem etwas gemacht:
Wir waren einen Tag Klettern, ein bisschen Wandern und Spazieren und haben einen Ausflug mit geliehenen Fahrrädern gemacht.
Da meines am Flussufer einen Platten hatte, kamen wir auch zu unserer Bootstour – nämlich zurück zu unserem Quartier.

Die Landschaft ist wirklich einmalig – daher ähneln sich auch viele der Fotos in der Galerie. Und sie erstreckt sich über viele, viele Quadratkilometer. Es war schon im Mai dort sehr heiß und teilweise auch feucht. Danach kam uns Suzhou gleich gar nicht mehr so heiß vor..
Lasse hatte natürlich auch viel Spaß beim Berge besteigen und beim Floß- und Fahrrad fahren. Neben den gegrillten Krabben und Tintenfischen gab es übrigens in der Stadt Yangshuo auch ein deutsches Restaurant, in dem wir lecker Käsespätzle und Nürnberger mit Sauerkraut gegessen haben. Was man üblicherweise im Urlaub vermeidet – es sei denn man ist auf Mallorca – kam uns nach so viel China-Essen dann doch mal ganz angenehm vor 🙂

Hier ein paar Eindrücke von der Landschaft – die übrigens auch für die chinesischen 20 Yuan Banknote Pate gestanden hat:

Kindergarten Performance

Viele Neuigkeiten habe ich eigentlich nicht zu berichten – aber ein paar zusätzliche Eindrücke des Kindergartens gibt es doch noch.

Hier erst einmal die versprochene Eltern-Aufführung am Weltkindertag… Und wir waren durchaus mit dem Anspruch unserer Aufführung im hinteren Drittel. Einige Eltern haben richtig professionelle Auftritte dargeboten. Man konnte richtig unterscheiden, ob in der Klasse ausschließlich asiatische Eltern/Kinder waren oder auch „West-Eltern“. Letztere bevorzugten einfachere Darbietungen 😉

Zum Abschluss des Kindergartenjahres gab es natürlich auch für den ältesten Jahrgang eine „Graduation“-Feier (aufwendiger als meine Diplomfeier) – abgesehen davon, dass der älteste Jahrgang mehrere Tänze und Musikstücke aufgeführt hat, wurde den Kindern auch feierlich die Abschlussurkunde erreicht – die Kinder trugen dabei natürlich einen Talar und einen „Doktorhut“. Zugegebenermaßen – für die Eltern eine sehr sehr schöne Veranstaltung (mit vielen emotionalen Momenten auf Seiten der Mütter)…
In diesem Zusammenhang wurde auch das „Summer Concert“ ausgerichtet. Im Anschluss an die „Graduation“, die in einem riesigen Theatersaal stattgefunden hat, haben auch alle anderen Kindergartenklassen einen Tanz aufgeführt. Natürlich auch Lasse:

Als kleiner Tip – Lasse ist eine der Bienen und war natürlich, wie viele der anderen kleineren Kinder, absolut überwältigt von der Umgebung und dem vielen Publikum.

Alles in allem eine sehr schöne Veranstaltung – über den Aufwand und den Nutzen lässt sich natürlich streiten (einen Eintritt von 20€ habe ich auch bezahlt)…

Zum Abschluss noch Lasses „Zeugnis“ – oder „Progress Report“ so die offizielle Bezeichnung – alle Ziele erreicht:Lasse_Zeugnis

Den chinesischen Kommentar musste ich mir übersetzen lassen, da ich doch noch arge Probleme mit der Handschrift habe – gedruckt würde ich sogar das meiste verstehen 🙂
Lasse可爱又活泼 – Lasse ist so süß und lebendig. Ansonsten beschreibt der Klassenlehrer, dass Lasse obwohl er so klein ist und anfangs kaum etwas versteht, an allem Interesse zeigt, Lehrer imitiert und jeden Tag sehr fröhlich und zufrieden ist – ja und essen tut er auch sehr gut (und viel), was immer wieder zur Verwunderung der Lehrer geführt hat. Seine kleinen Muskeln sind sehr gut entwickelt und er ist (für die Chinesen überraschend) stark. Nach dem ersten Halbjahr ist die Chinesichlehrerin davon überzeugt, dass er sehr bald gut chinesisch sprechen kann. Im zweiten Halbjahr (可爱聪明的Lasse – süßer, cleverer Lasse) bestätigt sie diese Aussage, dass er jetzt ziemlich gut Englisch und Chinesisch versteht, was die Lehrer natürlich auch freut. Er hat weiterhin einen sehr regelmäßigen Tagesablauf mit frühem Ankommen, gesundem Appetit, problemlosem Schlafen und Lernen in den Unterrichtstunden. Mittlerweile hat er viele Freunde in der Klasse und ist sehr beliebt. Sie hofft, dass er auch weiter „hart arbeitet“ um auch in der nächsten Klasse erfolgreich zu sein. Obwohl er eigentlich einen knappen Monat zu jung ist, darf er in die nächste Klassenstufe (Nursery genannt), in der es dann auch schon Schwimmunterricht gibt (und darauf bin ich ja sehr gespannt).

Lasse fährt Rad

…und spielt Basketball.
Fast alle Chinesen spielen gerne Basketball – auch auf unserem Firmengelände gibt es einen Korb, der in der Mittagspause rege genutzt wird. Lasse hat an seinem Spielhaus im Kinderzimmer auch einen kleinen Basketballkorb und übt fleißig.

Aber dazu später.
Aktuell fährt Sohnemann seit dem Wochenende Fahrrad. Aufsteigen geht noch nicht alleine, aber beim Abspringen entwickelt er eine erstaunliche Eleganz, da er nur mit den Zehenspitzen auf den Boden kommt 🙂
Seht selbst:

Die letzten beiden Tage hat er auch erfolgreich die Strecke zum Kindergarten mit dem Rad gemeistert..

Wir pflücken chinesischen Tee

Aktuell hängen wir ein bisschen hinterher, was Berichte über unsere Aktivitäten angeht.
Die Reihenfolge der Veröffentlichung hier auf unserem Blog hängt ein bisschen davon ab, wann ich dazu komme, die Fotos zu bearbeiten. Aus diesem Grund gerät die Reihenfolge hier etwas durcheinander, denn wir waren schon vor unserem Zelt-Ausflug auf den Tai See dort. Und zwar zum Teepflücken auf einer der vielen Plantagen.
Der Chinesische Bilouchun-Tee ist eine Sorte, die nur in einem kurzen Zeitraum im Frühling gepflückt werden kann. Man sammelt nämlich die kleinen Blätter der frisch aus den Knospen entstandenen Triebe (s. Fotos). Der Aufwand pro kg Tee ist entsprechend hoch und der Tee damit auch vergleichsweise wertvoll und teuer (ca. 1RMB pro Gramm – also 100g etwa 14,-€).
Der Ausflug war von einer Sprachschule in Suzhou organisiert worden und so fuhren wir an einem Wochenende mit einem kleinen Bus und einer Gruppe anderer Westler zum Tai See. Dort bekamen wir ein Körbchen umgehängt und dann ging es unter fachkundiger Anleitung einer lokalen Familie in deren Plantage. Uns wurde gezeigt, welche Blättchen man pflücken musste. Und wenn man darin keine Übung hat, dann hat man nach einem Vormittag zu dritt gerade mal eine Handbreit Tee im Körbchen. Die Einheimischen, die wir unterwegs trafen, waren ca. 10mal so produktiv wie wir…

Teepflücken hat auch etwas meditatives, wenn man so zwischen den Sträuchern am Hang umherstreift und nach den begehrten frischen Trieben greift.
Gegen Mittag schmissen alle mitgereisten Pflücker ihren Ertrag zusammen und der Tee wurde geröstet: Unter kontrollierter Hitze in einem großen Wok mit der Hand so lange gewendet und gerollt, bis die Feuchtigkeit verdampft und der Tee zu nur noch einem kümmerlichen Rest der ursprünglich recht ansehnlichen Menge zusammengeschrumpft war.
Im Haus der Familie gab es dann noch Mittagessen (sehr chinesische Hausmannskost…) und Wasserspiele für die Kleinen.
Nach der Stärkung (je nachdem, wie viel man davon runterbekam), machten wir uns auch schon wieder auf den Rückweg. Mit der Idee im Kopf, dass man hier auf die Insel gerne noch mal einen Ausflug machen könnte.

Der Bilouchun Tee schmeckt uns beiden übrigens nicht so besonders gut. Er hat so einen leicht muffigen Beigeschmack… Da ist der Schwarztee (heißt auf chinesisch: „Roter Tee“), den die Familie eines meiner Kollegen anpflanzt, doch deutlich besser 🙂

Hier wie immer ein paar Fotos:

Zelten in China

Nachdem wir nun Führerschein und Auto haben, ging es im April auf einen Ausflug zum nahegelegenen Tai Hu. Hu heißt See. Also zum Tai See. Er liegt eine gute Autostunde von Suzhou entfernt und ist mit über 2000km² etwa viermal so groß wie der Bodensee…
Interessanterweise ist er im Mittel nur 2m tief.
Man kan über eine lange Brücke auf zwei Inseln fahren, auf denen unter anderem eine berühmte Teesorte angebaut wird (Wikipedia). Wir besichtigten zunächst eine Höhle, die erstaunlich groß und erstaunlich bunt beleuchtet war. Danach ging es auf den höchsten Berg der Insel, auf dem wir mittels Google Earth eine Straße ausgemacht hatten. Und tatsächlich konnten wir – ob erlaubt oder nicht, danach fragt hier keiner – bis oben fahren, wo wir auf einem Joch ein hübsches Plätzchen mit Aussicht auf den See nach Ost und West hatten.
Hier stellten wir unser Zelt auf und probierten die schwierig zu beschaffende Gaskartusche am Kocher aus.
Nachdem die letzten Bauarbeiter, die ein paar Ecken weiter eine Pagode renovierten, auch Feierabend hatten, waren wir hier oben ganz alleine und schliefen unsere erste Nacht im Zelt in China.
Leider war sie etwas hart für mich, da ich noch keine Isomatte besitze. Und Lasse arbeitete sich in der Nacht einmal quer durch das Zelt…