Hinter den Kulissen

Jetzt sind wir wieder zurück. Durch die Fähre sogar ein bisschen früher als geplant. Am letzten Abend der Reise in Travemünde gab es um Abschluss noch ein tolles Feuerwerk (Gewitter) zu bewundern.

Es wird Zeit, ein bisschen zurückzublicken auf die letzten 6 Wochen.

Mayday hat sich hervorragend bewährt. Alles, was wir gebaut und vorbereitet hatten, hat super funktioniert. Der Gute hat uns kein einziges Mal im Stich gelassen und war die Zeit über ein tolles Zuhause mit viel Stauraum für all unser Sportgepäck. Den großen Werkzeugkasten und die vielen Klein- und Ersatzteile hätten wir auch zu Hause lassen können – aber das weiß man ja vorher nicht…

Es gab einige Fragen, wie es denn innen aussieht. Hier daher endlich mal ein paar Innenansichten.

Und dann noch ein bisschen Statistik:

  • Gefahrene Strecke: 4772 km
  • Getankter Diesel: 629 l
  • Verbrauch von Mayday: 14,7 l/100km
  • CO2-Ausstoß: 1661 kg
  • Ertrag der Solarzellen: 17 kWh
  • Anzahl Übernachtungen: 40
  • Bereiste Länder: 7
  • Gekitete Strecke: Martin 287 km
  • Überflüssigste Ausrüstung: Kabeltrommel und Batterie-Ladegerät für Landstrom
  • Wertvollstes Gepäck: schweizer Wassersäcke
  • Lieblings-Land: Finnland

A propos Finnland – wusstet Ihr, dass in Finnland:

  • auf 5,5 Mio Einwohner 2,2 Mio Saunen kommen?
  • die Reisepässe ein Daumenkino beinhalten? Ein Elch läuft über die Seiten
  • weltweit pro Kopf am meisten Kaffee und Milch getrunken wird?
  • mit 187888 die meisten Seen pro Fläche existieren? In denen liegen übrigens 178888 Inseln

Wie geht‘s weiter?

5 Wochen sind schon rum. Wobei die ersten Tage unserer Reise inzwischen auch schon gefühlt recht lange zurückliegen. Wir sind schon weit gekommen und inzwischen nach ein bisschen Zickzack durch das Land der vielen Seen sind wir ganz in Schwedens Süden angekommen. Ab hier gibt es mehrere Optionen, die wir natürlich wie immer von der Windvorhersage abhängig machen.

Es bleiben für die Weiterfahrt die Varianten: Øresundbrücke oder die Fähre von Helsingborg nach Helsingør und dann Fehmarnbelt-Querung. Dann durch Dänemark in Richtung Heimat. Leider sieht die Windvorhersage für die kommende Woche gar nicht soo rosig aus. Also kommt Variante 3 ins Spiel: mit der Fähre von Trelleborg oder Malmö nach Travemünde oder Rostock. Wir vergleichen die Kosten und stellen fest, dass die Querung nach Dänemark ziemlich teuer ist. Alleine für die atemberaubende Brücke über den Øresund werden ca 90€ fällig. Da ist die Fähre von Trelleborg nach Travemünde mit 200€ eine attraktive Alternative, die wir prompt für Mittwoch buchen. Ein laues Lüftchen ist noch angekündigt für Montag und so fahren wir nach Falsterbo, ob davon bestmöglich zu profitieren.

Falsterbo ist ein kleines Nest mit viel Natur- und Vogelschutzgebiet ganz ganz unten links in Schweden. Es gibt einen gut besuchten Badestrand und wenig Platz, einen Kite aufzubauen. Also fahren wir auf der Halbinsel wieder bis ganz ganz links unten und fragen beim Golfplatz, ob man da irgendwo ans Wasser käme. Antwort: „sure, this is Sweden!“. In Schweden gilt nämlich das sogenannte Jedermannsrecht, das es erlaubt, in der Natur überall zu übernachten und das auch freien Zugang zum Wasser garantiert. (Ob das Recht auch Übernachten in Wohnmobilen und Feuerwehren und das Kitesurfen am Strand einschließt, ist nicht ganz klar – das gab es bei Entstehung der Regeln noch nicht ?). Bisher geht Schweden aber sehr tolerant mit allem um.

Wir bewundern also am Sonntagabend den Sonnenuntergang und die Klappbrücke, in deren Nähe wir wieder direkt am Wasser übernachten.

Ausblick am Abend

Am Montag geht es dann wieder zum Golfplatz, wo wir unsere Ausrüstung abladen und über die Dünen schleppen. Das Wasser ist sehr schön warm hier und der Wind so schwach, dass Lasse wieder üben kann, wir Großen aber nur mit Mühe ins Fahren kommen. Ein bisschen geht immerhin mit dem Surfbrett und unserem größten Kite.

Leichtwindkiten

Nach dem ganzen Tag in Sonne und Wasser gehen wir abends noch lecker Essen und stellen uns wieder ans Wasser neben der Klappbrücke.

Dienstag ist damit unser letzter Tag in Schweden angebrochen – wir spazieren ein bisschen durch Trelleborg, gönnen uns eine Bubblewaffel bis die Bäuche spannen und fahren, weil die Sonne doch recht brennt, wieder ans Meer.

Letzter Abend in Schweden

Noch mehr Sonnenuntergangs-Fotos:

Google Maps

Wir haben unterwegs regelmäßig vier Apps in Benutzung:

  • Windfinder (und alternativ auch Windy)
  • Splocs (gibt es genau genommen nicht als App, sondern nur als Website)
  • Park4Night
  • Google Maps

Die Routen- und Tagesplanung sieht meist so aus, dass wir die Windvorhersage der Umgebung prüfen, um zu entscheiden, an welchem Tag wir ungefähr wo sein wollen. Dann kommt Splocs zum Einsatz, wo genau es im fraglichen Gebiet auch einen Kitespot gibt, oder welcher von mehreren besser anfängertauglich ist.

Wenn wir auf diese Weise ein Ziel im Auge haben, brauchen wir noch einen Platz, auf dem wir stehen und übernachten können. Dafür ist Park4Night recht praktisch, weil es Plätze sowohl in der Zivilisation als auch in der Natur enthält. Anfangs wussten wir noch nicht, wie viel Zivilisation wir so brauchen würden, um evtl. die Akkus aufzuladen, Wasser aufzufüllen, Einzukaufen oder Wäsche zu waschen.

Relativ schnell stellte sich heraus, dass die Solarzellen, die wir in der letzten Woche vor Abfahrt aufs Dach geklebt hatten, völlig ausreichend sind, um die Akkus nie auch nur ansatzweise leer werden zu lassen. Unser Verlängerungskabel und die diversen Adapterstecker haben wir also umsonst dabei.. Daher stehen wir am liebsten völlig autark mitten in der Natur, wenn es sich einrichten lässt.

Ist also ein schöner Platz identifiziert, wird Google Maps zur Navigation genutzt. Nun fahren wir ja ein etwas größeres und schwereres Fahrzeug (wie schwer genau, wissen wir eigentlich gar nicht), und können nicht auf allen Straßen und unter allen Brücken fahren. Außerdem fahren wir ja maximal 80 km/h und damit ist die PKW-Route für uns nicht immer die schnellste. Es gibt spezielle LKW-Navis, die aber auch speziell teuer sind. Eine Ausnahme ist die MAN-Card App, die wir zu Beginn der Reise auch ausschließlich genutzt haben. Irgendwie ist Google Maps aber schneller und einfacher zu bedienen und seit Finnland navigieren wir mit Google.

Leider hat Google Maps ein Problem: die Orte, die aus der Stellplatz-App an Maps übergeben werden, sind Koordinaten und keine Adressen. Und offenbar mag Google Maps Koordinaten nicht so gerne. Leider sagt es einem das nicht, sondern entfaltet manchmal ein Eigenleben. Im besten Fall geht alles gut, und die Navigation zu den Koordinaten funktioniert einwandfrei. Der Bug entsteht meist dann, wenn wir von der geplanten Route leicht abweichen (es reicht manchmal schon, auf einem Parkplatz entgegen der geplanten Fahrtrichtung loszurollen). Dann plant Google Maps komfortablerweise neu – und denkt sich dann einfach und unbemerkt ein neues Ziel aus.

Das kann man merken, wenn man sehr aufmerksam, die verbleibende Zeit und Wegstrecke verfolgt. Manchmal haben wir aber auch schon das Ziel erreicht, um festzustellen, dass wir ganz woanders sind, als gewollt. Wonach Google das neue Ziel auswählt, konnten wir bisher noch nicht herausfinden. Es ist auf jeden Fall nicht einfach die nächste Adresse auf der Karte direkt daneben.

Gestern war es besonders lustig, als wir am Ziel feststellten, dass wir 30km von dem schönen Platz am See entfernt waren, nachdem wir über Schotterstraßen und halb durch Bauernhöfe gefahren waren. ?

Der Frust war groß, denn eigentlich hatten wir uns auf ein kühles Bad gefreut. Umdrehen und die 30min zurückfahren wollten wir aber auch nicht. Vor allem waren wir jetzt auch schon in den Nähe eines anderen Sees. Also bogen wir der Reihe nach die die kleinen Seitenwege zum Seeufer ein, um durch Zufall einen der besten Plätze der vergangenen Wochen zu entdecken. Wir standen auf einer Landzunge, die genau so breit wie unsere Feuerwehr war. Vor dem Wagen konnten wir noch genau Tisch und Stühle hinstellen, und damit praktisch im See stehen. Zur Freude Aller gab es auch keine einzige Mücke ?

Dem Wind hinterher

Wir fahren also nach Stockholm – so viel steht schonmal fest. Leider ist das der verregnetste Tag der ganzen Reise. In der Nacht zuvor hat sich herausgestellt, dass vorne im „Wohnzimmer“ Wasser durchs Dach eindringt. Wir wissen auch ziemlich schnell, wo – nämlich da, wo die Spanten der Kabine mit den GFK-Teilen des Daches zusammentreffen. Hier hatte sich das Fugendichtmittel schon in Hamburg auf der anderen Seite etwas gelöst, und damit Wasser durchgelassen.

Daher haben wir inzwischen auch ein bisschen Übung mit dieser Reparatur und auch in der Werkzeugkiste neben diversen anderen Klebstoffen das passende Marine-Fugendicht dabei. Es härtet praktischerweise unter Feuchtigkeitseinfluss aus. Wir kratzen also das 20 Jahre alte Zeug aus der betroffenen Ecke und verfugen in einer trockenen Minute in Stockholm neu.

Ab aufs Dach zum Abdichten

Dann geht es mit Regenjacke und -Schirm auf Stadtrundgang durch das schöne Stockholm. Eine Stadt, die viel mehr Wasser im Stadtbild hat, als Hamburg. Zunächst durch die kleinen und engen Gassen der Altstadt, bis der Regen zunimmt und wir eine der vielen Fähren nehmen, um den Nachmittag im „Wrack-Museum“ zu verbringen. Wir werden trotzdem auf dem Weg dahin ziemlich nass von oben bis unten. Erst auf dem Rückweg hört es allmählich auf zu regnen – leider haben da die angesteuerten Eis- und Waffelbuden schon zu 🙁

In den Gassen von Stockholm

Bis Stockholm war die Route noch klar, allerdings wissen wir gar nicht genau, wie es danach weiter geht. Auf der erwähnten E4 ist es ziemlich doof, man braust so durchs Land, ohne wirklich etwas mitzukriegen. Und in unserem Fall brausen wir ja auch nicht besonders, sondern zuckeln eher. Wir überlegen uns, ob wir entweder über Göteborg und mit der Fähre in den Norden Dänemarks fahren, um dann die dänische Ost- oder Nordseeküste entlang zu fahren. Oder uns über Kopenhagen und Fynen wieder Richtung Heimat zu bewegen. Kurzzeitig denken wir auch drüber nach, nach Bornholm überzusetzen, dort eine Woche zu verbringen und dann nach Rügen zurück zu kommen.

Wir lassen uns die Entscheidung von den Vorhersagen des Windfinders abnehmen – leider sind die im schwedischen Binnenland nicht immer ganz leicht zu deuten. Zunächst versprechen sie einen Tag Wind aus West. Der einzige brauchbare Strand für diese Windrichtung liegt südlich der Stadt, und so steuern wir erstmal den Südzipfel der Halbinsel Torö an. Dort fällt am folgenden Samstag die Surfer-Meute aus Stockholm ein, und der Waldparkplatz, auf dem wir eine ruhige Nacht verbracht haben, ist in kurzer Zeit überfüllt. Also schleppen auch wir unser Material an die Felsspitze der Halbinsel und lassen uns einen Tag lang den Wind um die Ohren wehen.

In Torö

Weiter geht es zu den beiden Seen Vättern und Vänern, die so groß sind, dass Meeresfeeling aufkommt. Sonne, Sandstrand, recht hohe Wellen mit Brandung – und dazu Süßwasser. Eine sehr nette Kombination. Wir erwischen zunächst einen windigen Tag bei Motala. Die schöne Landspitze dort hat einen Hindernisparcours für Kinder, schöne Spazierwege und liegt ganz in der Nähe eines schönen Badestrandes, an dem wir unsere Fähigkeiten mit dem Surfboard verfeinern und auch Lasse wieder zum Üben kommt.

Auf den Tagesetappen, an denen mal kein Wind weht, haben wir es uns inzwischen zur Gewohnheit gemacht, immer an einem der vielen kleinen Seen zu bleiben, so dass wir morgens zuerst eine kleine Laufrunde (Lisa auf dem Rad) und dann ein Bad im See einlegen können.

Der Zufall führt uns durch den kleinen Ort Forsvik, wo wir spontan an einer kleinen Schleuse anhalten, um ein Eis zu essen. Die Schleuse schleust zwar gerade nicht, aber es gibt einen lohnenden Erkundungsweg durch die Stahlgießerei-Geschichte des Ortes. Inklusive Schienenbahn und Wasserkraft. Nachdem wir alles ausführlich erkundet haben, entscheiden wir uns spontan, einfach hier zu bleiben, denn auch Forsvik liegt an einem schönen See, wo wir direkt neben dem Wasser stehen können. Und am nächsten Morgen ist auch die kleine Schleuse voll in Betrieb!

Schleuse in Forsvik

Weiter geht es an den Vänern, an die Riviera von Svalnäs, wo wir nach einer Wanderung auf dem zugehörigen 4km langen Riff dank frischer Brise gleich zwei Tage stehen bleiben, und uns den langen Sandstrand mit vielen Badegästen und anderen Kitern teilen.

Sonnenuntergang in Svalnäs

Inzwischen ist jetzt auch die Entscheidung gefallen, wie wir weiterfahren. Nachdem die Windvorhersage für Norddänemark zusammengebrochen ist, werden wir Richtung Ystad weiterfahren, und damit der Ostsee treu bleiben.

Nach Schweden

Um die ganze Strecke in den nördlichsten Teil der Ostsee zu fahren, reicht unsere Zeit leider nicht – zumindest wenn wir nicht nur im Auto sitzen wollen. Daher hatten wir uns vorher schon überlegt, zwischen Vaasa und Umeå die Fähre zu nehmen. Ohne es genau geplant zu haben, ist genau an diesem Tag auch die erste Hälfte der Reise um.

Nach dem Aufstehen setzen wir erstmal mit dem SUP und Fährmann Lasse zur kleinen Inseln nebenan über und finden dort einen Geocache. Danach wird auch noch im See gebadet, bevor wir uns auf den Weg nach Vaasa machen.

Baden in der Morgensonne

Zur Feier des Tages gehen wir Tags darauf ausführlich ins „Tropiclandia“, das Erlebnisbad von Vaasa. Mit Wellenbad, 10 Rutschen drinnen wie draußen, mit Sauna und großer Pizza zum Mittag.

Danach brauchen wir wieder einen günstig gelegenen Stellplatz, da wir die Fähre um 08:00h morgens gebucht haben. Man muss bei den Fähren immer spätestens eine Stunde vorher beim Checkin sein. Und seit wir über 63°N sind, hat sich unser Rhythmus mit der Sonne zum spät ins Bett gehen und spät Aufstehen verschoben. Nachdem wir uns noch ein riesiges Eis an einer kleinen Marina gegönnt haben, finden wir einen tollen Platz mitten auf der Hafenmole. Es fühlt sich mit Wind und plätschernden Wellen fast an, als wären wir auf einem Schiff – nur das Schaukeln fehlt.

An der Mole in Vaasa

Nach gut vier Stunden Überfahrt mit einer top modernen Fähre mit gas-elektrischem Hybridantrieb kommen wir in Schweden an und müssen uns erst einmal neu orientieren. Wir verlassen die Stadt und damit den nördlichsten Punkt unserer Reise – ab jetzt geht es gen Süden. Mit dem Kiten wird es auch schwieriger werden, denn die auf der Ostsee meist vorherrschenden westlichen Winde sind an Schwedens Ostküste ablandig. Aber zunächst ist sowieso gar kein Wind vorhergesagt. Also bleiben wir einfach am nächstbesten Ort (Husum) an einer kleinen Bucht stehen, und schmeißen unseren Grill am Sandstrand an.

Irgendwie finden wir Schweden nicht so attraktiv, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wo wir in Polen, im Baltikum und in Finnland immer ganz allein an tollen Orten standen, ist hier in Schweden viel mehr Betrieb. Es ist alles voller Touristen aus dem In- und Ausland, so dass wir fast nirgends unter uns sind. An unserer Bucht stehen nachher noch 2 schwedische, 2 deutsche und ein französischer Wagen…

Im schwedischen Husum

Auch mit dem Tanken haben wir uns ein bisschen verkalkuliert. In Polen, wo der Diesel nur 1,60€ kostete, hatten wir unsere 80l Kanister-Reserve vollgemacht, um sie dort zu nutzen, wo es deutlich teurer wäre. Einer schnellen Internet-Recherche zufolge sollte das in Finnland und Schweden der Fall sein. Leider stimmt die Reihenfolge nicht ganz. In Schweden ist es mit ca 2,30€ nochmals deutlich teurer als in Finnland mit 2,09€. Und es kommen hier obendrein noch 2% Gebühr auf die Kreditkarte hinzu, weil wir im Gegensatz zu Finnland nicht im Euroraum sind.. Leider hatten wir bereits in Finnland unsere Reserve eingefüllt und müssen jetzt hier zum Höchstkurs nachtanken..

Wir sind also nach der Hälfte der Reise etwas ernüchtert – und nutzen den nächsten Morgen, um erstmal alle zusammen eine Runde Joggen zu gehen (Lisa fährt mit dem Fahrrad). Das und das anschließende kurze Bad in der Ostsee hellen die Stimmung etwas auf.

Weiter geht es gen Süden über Sundswall. Die wahrscheinlich recht sehenswerte Hochküste, die sich nach dem Abschmelzen des 3km dicken Eisschildes der letzten Eiszeit immer noch mit fast 1cm pro Jahr hebt, durchqueren wir dabei mehr oder weniger absichtlich etwas schnell.

Nach einer verregneten Nacht in Sounds all machen wir uns auf den Weg bis Hölick, wo immerhin am übernächsten Tag Südwind vorhergesagt ist.

Eine kleine Brise nehmen wir nach etwas Wartezeit und einem Spaziergang über die Felsküste schon am Vorabend mit, bevor uns dann am Folgetag Sonne und Wind einen ganzen Tag lang erfreuen.

Endlich wieder Kiten in Hölick

Abends fahren wir noch weiter in Richtung Stockholm. Ab jetzt bestimmt die Windvorhersage unseren Zeitplan, denn drei Tage später ist der nächste Windtag mit Westwind vorhergesagt. Es gibt genau einen Spot südlich von Stockholm, der bei Westwind funktioniert und den wir auch in drei Tagen erreichen können.

Auf dem Weg dorthin wollen wir uns die schöne Schären-Stadt Stockholm natürlich nicht entgehen lassen. Und so brummen wir auf der E4, der Verkehrsader, die Schwedens Osten von Nord nach Süd durchzieht, weiter…

Hier eine kleine Foto-Auswahl:

In Finnland

Unsere nächste Station nach den vielen Sonnenuntergängen an den Küsten von Lettland und Estland ist Tallinn, von wo aus wir mit der Fähre nach Finnland übersetzen wollen. Es sollen die bisher wärmsten Tage der Reise werden, wobei hier von der europäischen Hitzewelle nur 30°C ankommen. Wir finden aber einen schönen Platz im Wald, bei dem es eine Feuerstelle mit Holz und Grill und vor allem eine Handpumpe gibt, so dass wir genug Wasser haben, um unsere Außendusche ausführlich zu nutzen. Der Rauch des Lagerfeuers vertreibt dabei hoffentlich auch die meisten Mücken..

Am Abend kommen das erste Mal die Ventilatoren zum Einsatz, weil es innen nicht so schnell abkühlt. Und am nächsten Morgen fehlt der Ventilator vorne beim Frühstück. Also wird schnell improvisiert, und der dritte Lüfter an die Innenbeleuchtung angeklemmt.

Wir füllen unsere Wasservorräte erneut auf und machen uns auf den Weg nach Tallinn. Dort gibt es einen großen Parkplatz an der Marina, von wo aus wir unseren Stadtbummel starten. Tallinns Altstadt ist wirklich sehr sehenswert mit ihren vielen schönen hellen Fassaden.

Nachdem langen Fußweg durch die Stadt gönnen wir uns alle ein dickes Eis und spazieren am Hafen gleich noch zu den beiden riesigen Kreuzfahrtschiffen, die hier gerade liegen. Abend parken wir noch einmal um, an einen kleinen kiesigen Strand, wo die Kids kurz ins Wasser hopsen, und wo das Einschlafen schwierig ist, weil in der Nähe ein Musikfestival wummert.

Am nächsten Morgen klingelt der Wecker uns um 6 Uhr wach, weil der Checkin zur Fähre nach Finnland um 7 Uhr ist. Etwas unausgeschlafen rollen wir auf die Fähre für die kurze Überfahrt nach Finnland.

Dort angekommen und nachdem wir Helsinki verlassen haben, müssen wir uns erstmal orientieren. Wir entscheiden uns für die Fahrt zum „Schärenmeer“, die Insellandschaft ganz im Südwesten des Landes. Das Spannende ist, dass man hier alle paar Kilometer eine kleine Fähre nehmen muss, um von einer Insel zur nächsten zu kommen.

Seit ein paar Tagen haben wir festgestellt, dass wir im Stand langsam Druckluft verlieren. Nicht so schlimm, dass die Fahrt gefährdet wäre, aber doch so viel, dass wir nach einer Nacht den Motor erstmal zwei Minuten laufen lassen müssen, um den Druck wieder aufzubauen. Es wird leider auch von Tag zu Tag mehr, so dass wir uns bemüßigt fühlen, nach der Ursache des Druckverlustes zu forschen.

Wir können zwar ein leises Zischen hören, aber leider nicht genau das Leck erkennen. Also geben wir vorerst auf und versuchen es am nächsten Tag erneut. Diesmal kommen wir weiter und finden zwar immer noch nicht den lecken Schlauch, aber immerhin die Ursache des Übels: auf einer Kante über dem vorderen Radlauf wird sich etwas durchgescheuert haben. Wir können so immerhin das Fortschreiten stoppen, in dem wir die Kante mit einem Stück Fahrradschlauch aus der Werkzeugkiste abpolstern.

Unsere zwei Nacht in Finnland sind wir auf dem kleinen Eiland Högsar, wo wir direkt neben einer tollen Felsenlandschaft stehen, und am Abend auch noch einen kleinen Teich zum Baden auf den Felsen entdecken.

Weiter geht es am nächsten Tag in Richtung Norden. Ein Platz am Wasser bei Aarlahti hält neben einem Mini-Hafen auch eine Teppich-Waschstation bereit und eine öffentliche Sauna!! Da auch Wind ist und sich zwei Windsurfer auf dem Wasser tummeln, versuchen wir, den Kite zu starten. Das ist nicht ganz einfach, weil das Ufer bis auf schmale Wege dicht mit Schilf bestanden ist. Der erste Versuch, den Kite schwimmend aufs Wasser zu transportieren, dort die Leinen auszulassen und zu starten, schlägt fehl. Aber es gibt eine kleine Lichtung hinter dem Schilf, wo mit ein bisschen Mühe der Kite tatsächlich in die Luft zu bekommen ist. Lasse spielt währenddessen mit dem SUP in den Wellen und Lisa schwimmt im Hafenbecken herum. Abends heizen wir den Saunaofen an, und gewöhnen und schonmal an den finnischen Lebensstil 🙂

Da die nächsten Tage auch kräftiger Wind vorhergesagt ist, beeilen wir uns, weiter nach Pori zu kommen, wo mit Yyteri Finnlands längster Sandstrand sein soll. Uns empfängt eine tolle Dünenlandschaft mit mehreren Spielplätzen, heißen Duschen am Strand und einer Surfstation. Dort erfahren wir, dass gerade Surfvikko ist – also Surfwoche, wir sind herzlich eingeladen dabeizusein und erhalten eine Parkkarte, um im abgesperrten „Fahrerlager“ unsere Feuerwehr kostenlos zu parken. Weil es hier so schön ist, entscheiden wir uns, gleich einen Tag hier zu bleiben.

Strand bei Yyteri

Am nächsten Morgen ist Wind, Sonne, und eine kleine Spaßregatta der Surfstation, bei der ich leider nicht mal bis zur Wendeboje aufkreuzen kann, weil der Wind nach der ersten Halse schlagartig nachlässt. Weiß eigentlich jemand der mitlesenden Segler, wie hoch am Wind jeweils Segeljollen, Windsurfer, Foiler und Kitesurfer theoretisch fahren können?

Abends gönnen wir uns eine lange, ausgiebige und heiße Dusche und setzen uns noch zur Surferparty mit Livemusik, wo Lisa fleißig mitgroovt und Lasse mit seinem neuen finnischen Freund Basketball-Tricks übt.

Am nächsten Tag hat der Wind auf Nord gedreht und kommt damit extrem unregelmäßig über eine Landzunge. Ich versuche ein paar Schläge zu fahren. Die ersten beiden gehen noch gut – beim Dritten fällt mir in einem Windloch der Kite ins Wasser, invertiert und lässt sich nicht mehr starten.. Nach ein paar vergeblichen Versuchen gebe ich auf und mache meine erste Selbstrettung. Es dauert geschlagene 40 Minuten, bis ich wieder am Strand ankomme. Netterweise haben dabei ein paar Surfer mein Board gerettet.

Nach zwei Strandtagen packen wir langsam alles wieder zusammen, bunkern neues Trinkwasser und machen uns wieder reisebereit. Wir fahren bis Kristinestad, wo wir an einer Landspitze ein tolles Plätzchen mit vielen Blaubeeren, wenig Mücken und einem tollen Sonnenuntergang finden.

Sonnenuntergang bei Kristinestad

Morgen geht es weiter nach Vaasa, wo wir das Land mit den glücklichsten Einwohnern in Richtung Schweden verlassen wollen. Elche haben wir bisher übrigens noch keine gesehen.

Hier wie immer die schönsten Fotos der letzten Woche:

Im Baltikum – und der Weg dahin

Jetzt sind wir schon 1,5 Wochen unterwegs und hatten irgendwie noch gar nicht richtig Zeit und Muße, im Blog auch mal etwas Text zu hinterlassen.

Es ist gerade 21:45 irgendwo am Strand zwischen Riga und Tallin. Wir haben eben Abendbrot gegessen und die Sonne wird in 15 Minuten im Meer versinken. Gerade jetzt sieht es so aus, wenn man aus dem Fenster guckt:

Es wird Zeit, Revue passieren zu lassen, wie wir hier hingekommen sind. Los ging es ja am Samstag, den 9.7. Wir hatten in der letzten Woche vor Abfahrt noch ein paar größere Baustellen fertigbekommen. Zum Beispiel die Solarzellen auf dem Dach verklebt und die Beleuchtung im Schlafzimmer verkabelt. Am Samstag selbst gab es auch immer noch einige Handgriffe zu tun, und natürlich mussten wir packen und das Haus urlaubsfest machen. So kamen wir erst am späten Nachmittag los. Wir wollten gleich am Anfang eine größere Strecke zurücklegen und fuhren bis Loissin hinter Rügen, wo wir bei einem Reisetempo vom 80 km/h erst spät am Abend ankamen und ein lauschiges Plätzchen an einem kleinen Hafen fanden.

Am Sonntag war auch gleich Wind. Wir fuhren eine Ecke weiter und standen direkt am Kitespot. Das Wasser war so schön weit raus noch flach, dass Lasse auch gleich wieder zum Üben kam.

Abends fuhren wir gleich noch eine Ecke weiter bis nach Peenemünde, wo wir direkt hinter dem historisch-technischen Museum übernachten konnten. Abendessen gab es oben auf unserem Dach. Während wir aßen, hörten wir Musik spielen und stellten fest, dass es am benachbarten Hafen ein Wikinger-Fest mit Livemusik und Feuershow gab. Also pilgerten wir da nach dem Essen noch hin.

Am nächsten Tag war dann Museums-Tag. Man konnte das unglaublich riesige ehemalige Kraftwerk besichtigen, das früher die Versuchseinrichtung der Nazis und später halb Mecklenburg mit Strom versorgte. Am Nachmittag setzten wir mit der Fähre bei Swinemünde über und fuhren noch bis zu einem netten Plätzchen an einem See, in dem man leider nicht wie gehofft Baden konnte.

Weiter ging es am nächsten Tag wieder mit viel Wind vorhergesagt. Wir hatten uns überlegt, auf der Nehrung nördlich von Köslin zu bleiben. Dort hatten wir ein schönes schattiges Plätzchen hinter den Dünen gefunden. Nachdem wir allerdings fast den gesamten Nachmittag mit Spielen im Sand verbracht hatten und dem Boden nicht mehr über den Weg trauten, fuhren wir doch noch ein Stückchen weiter bis zu einem tollen Platz an einem kleinen Badesee. Hier schmissen wir den Grill an und erfrischten uns zur Abwechslung im Süßwasser.

Am nächsten Morgen war zu wenig Wind zum Kiten, aber genug um unser kurz vor Abfahrt erworbenes Wing mit dem SUP auszuprobieren. Mit ein bisschen Geduld, Fingerspitzengefühl und manchmal Paddel-Unterstützung kamen wir sogar meist wieder zum Anlegesteg zurück.

Weiter ging es zum Slowinzischen Nationalpark, wo wir bei starkem Westwind am Leba-See einen tollen Kitespot fanden, an dem wir nach einer Abend-Session auch gleich übernachten konnten. Die Mücken und Bremsen waren zwar etwas nervig, aber flogen nicht so hoch, so dass wir wieder oben auf dem Dach Abendessen machten. Am nächsten Morgen war der Wind immer noch da, so dass wir gleich weitermachten.

Weiter ging es Richtung frisches Haff. Nach einem kleinen Stop in der Nähe von Danzig fanden wir bei Elblag einen schönen Platz am Wasser – wieder mit viel Wind und schön flachem Wasser. Lasse kommt schon richtig ins Fahren!

Und manchmal auch ins Fliegen…

Nun waren die windigen Tage vorbei. Und es sollte auch regnen. Das war nicht allzu schlimm, denn wir mussten Kaliningrad umfahren. Vom schönen Masuren sahen wir daher nicht viel und fuhren bis an die Lettische Grenze durch. Zwei Tage später waren wir in Riga und besichtigten die schöne Altstadt.

Nach Riga waren wir auch wieder an der Küste, der Regen war durch und es gab wieder einen Tag Wind, den wir in Saulkrasti in Lettland verbrachten. Ein schöner Parkplatz am Strand folgt hier auf den anderen. Und so stehen wir jetzt zwei Tagesreisen südlich von Tallin. Abends kurz nach 22h sehen wir jeden Tag die Sonne im Meer versinken.

hier noch ein paar Fotos der letzten Tage:

Fahrphysik

Jetzt haben wir ja ein recht großes Fahrzeug. Hinten mit Zwillingsbereifung und zuschaltbarer Differentialsperre. Allerdings ohne Allradantrieb. Da müsste man nach den ersten Reisetagen ja mal ausprobieren, was man damit alles so fahren kann.

Erste Härtetests für das Fahrwerk hatten wir schon an polnischen Bahnübergängen im Angebot. Wenn man nämlich schnell genug über einen doppelten solchen fährt, dann beginnt die Feuerwehr zu fliegen ?

Nun sind wir nach den ersten drei Tagen am Haff nördlich von Köslin angekommen. Ein paar Dünen trennen die Ostsee von einem See. Neben der Straße finden wir einen tollen Stellplatz, von dem aus wir über die Dünen schnell an den Strand kommen. Wir versuchen, einen schattigen Platz unter Bäumen zu erreichen, aber die dollen Zwillingsreifen drehen auf dem weichen Boden beim Rangieren recht schnell durch. Also suchen wir uns ein anderes schattiges Plätzchen, an dem wir erstmal Mittag machen, bevor es am Nachmittag mit den Kites an den Strand gehen soll.

Als wir fast fertig sind, kommt der Fahrer eines VW Bulli vorbei, der sich trotz Allradantrieb in der großen Sandkiste eingegraben hat. Er hat zwar auch Sandbleche dabei, sitzt aber bereits mit dem Motorblock auf dem knietiefen Sand auf. Wir fahren unsere Markise also wieder ein und begeben uns auf augenscheinlich sicherem Terrain in seine Nähe. Mit seinem langen Bergeseil können wir ihn problemlos auf festen Untergrund ziehen. Ich merke nicht mal, dass etwas hinten dran hängt ☺️

Auf dem Weg zurück zu unserem schattigen Stellplatz passiert es dann: beim Einlenken auf einem weichen Stück fahren die Vorderräder nicht um die Kurve, sondern schieben einfach geradeaus und graben sich dabei schnell ein tiefes Loch. Es gibt kein Vor- oder Zurück mehr. Also laufen wir zum Bulli-Pärchen zurück, um jetzt im Gegenzug uns helfen zu lassen. Wir graben uns frei, so gut es geht, legen die Sandbleche unter bringen das Seil an. Schnell ist auch uns geholfen.

Da sind wir vorher zwei mal erfolgreich drüber gefahren…
Wir sind vorne einfach zu schwer..
Zu zweit geht es

Aber eigentlich wollten wir ja auf unseren schönen Platz zurück. Um weniger scharf um die Ecke lenken zu müssen, fahre ich schnell zur Straße zurück, um dort zu wenden. Leider machte ich hier den nächsten Fehler. Ich fuhr nicht direkt auf die Fahrbahn, sondern wendete auf dem Seitenstreifen, der sich beim Rücksetzen auch als Sandfalle herausstellte. Zack, schon saßen wir wieder fest.. Diesmal brauchten wir sogar zwei Anläufe, und ein zweiter Wagen, der gerade vorbeikam, spannte sich noch mit davor, um uns rauszuziehen.

Das zweite Mal…

Jetzt hatten wir eigentlich genug. So richtig wollte keiner mehr versuchen, auf den ursprünglichen Platz zu kommen. Mittlerweile waren mit den ganzen Aktionen auch mehr als zwei Stunden vergangen, so dass es zum Kiten sowieso zu spät war. Also packten wir die restlichen Sachen ein, und fuhren lieber weiter. Nach einer weiteren Stunde erreichten wir ein tolles Plätzchen an einem See, in dem wir uns den ganzen Sand und Schweiß bei einem Bad abwaschen konnten.

Fazit: Unser Mayday ist praktisch gar nicht geländegängig. Er ist auf der angetriebenen Hinterachse viel zu leicht, um genügend Traktion zu haben. Und vorne ist er so schwer, dass er beim Einlenken auf sandigem Boden sofort quer treibt. Wir lassen das also in Zukunft lieber und bleiben auf festem Boden.

Wie alles begann

Nachdem das Baumhaus im ersten Corona-Sommer fertiggestellt war, musste für den Sommer 2021 ein neues Projekt her.
Da Fernreisen unsicher und nicht planbar waren, besann sich halb Deutschland darauf, sich Wohnmobile zuzulegen. Auch der Trend, sich alte Kastenwagen zuzulegen, nahm stark zu, so dass der ein oder andere Mercedes Sprinter gebraucht fast teurer war als ein vergleichbarer Neuwagen.
Während die Preise für Baumaterial sich ebenso vervielfachten, wuchs bei uns die Idee, ein altes Fahrzeug von Polizei, Feuerwehr oder THW anzuschaffen, und selbst reisefähig auszubauen.

Gesagt, getan. Der Zoll versteigert solche Behördenfahrzeuge, und bei ebay Kleinanzeigen gibt es sie auch.
Nachdem wir den Markt einige Zeit verfolgt hatten, bot sich die Gelegenheit, in der Nähe von Bremen ein altes Löschfahrzeug günstig zu erwerben.
Mitte Juni fuhren wir an einem heißen Tag los und guckten es uns einmal an.

Ein LF8/6 Iveco Magirus 75E14, 7.5t, BJ 1998, 9 Sitzplätze

Wenig Rost, wenig km auf dem Tacho (so ein Einsatzfahrzeug steht die meiste Zeit ja nur gut gepflegt rum), da fiel die Entscheidung nicht so schwer und ein paar Tage später stand das gute Stück mit frischem TÜV bei uns in der Einfahrt.
Und schon fingen auch die Folgekosten an. Da das gute Stück nicht langsam vor sich hin gammeln sollte, musste ein neuer und deutlich höherer Carport her, der mit Hilfe eines Zimmermanns den alten, kleinen ersetzte.

Als erstes rissen wir die gesamte Inneneinrichtung raus, in der sich früher Schläuche und Werkzeug befunden hatte. Die Feuerlöschpumpe im Heck konnten wir für 250€ nach Litauen verkaufen.
Dann ging es los, an die Raumplanung. Schnell war klar, dass wir ein Doppel- und ein Stockbett brauchen würden. Die Inneneinrichtung war praktischerweise komplett aus verschraubten Alu-Profilen gebaut, welche wir direkt für unsere neue Struktur nutzen konnten.

Hinten sollte das Schlafzimmer, vorne in der riesigen Doppelkabine das Esszimmer mit Küche entstehen.
Hier eine Auswahl der Tätigkeiten, die wir dafür machen mussten:

  • Dachfenster einsetzen
  • 2 Seitenfenster einsetzen
  • Innenraum hinten mit Armaflex und XPS-Platten isolieren
  • Oberflächen mit Filz und HDF-Platten verkleiden
  • Boden nivellieren und Click-Vinyl verlegen
  • Duschbad mit PVC-Platten einfassen
  • Küchenschrank mit Spüle und Regalen maßschneidern und einbauen
  • 2 gemütliche Polstersitze einbauen
  • hinten einen Flugbegleiter-Klappsitz befestigen
  • einen schwenkbaren Esstisch einbauen
  • Neue Bordbatterie mit Ladegeräten für Landstrom, Verbindung zur Lichtmaschine und Solarzellen verkabeln
  • Beleuchtung und Ventilatoren, sowie Gardinen anbringen
  • Eine separate Wand mit Schiebefenster hinter eins der Rolltore setzen
  • Markise anschrauben
  • Alu-Dachbox montieren

Zwischendurch ging es auch kurz in eine Werkstatt, um ein paar Dichtungen am Fahrwerk ersetzen zu lassen und kurzzeitig sah es so aus, als wäre der Anlasser defekt. Zum Glück war er das gar nicht – aber das ist eine andere Geschichte.

Nebenbei machte Jule noch ihren C1-Führerschein und wir überlegten, was wir mit dem guten Stück denn so anfangen sollten, wenn es fertig wäre.
Bevor der Winter uns eine Arbeitspause aufzwang (bei niedrigen Temperaturen kann man viele Klebstoffe nicht gut verarbeiten), unternahmen wir schnell mal einen Test-Ausflug, um Fahren und Schlafen mal auszuprobieren.
Noch ohne Komfort und Isolation war das aber eine frische Nacht Ende Oktober am Oortkatener See..

Inzwischen sind wir ziemlich weit – haben viele neue Werkzeuge angeschafft und Techniken kennengelernt (von der Druckluft-Versorgung über die Kipp-Fahrerkabine bis zur Nutzung diverser Sikaflex Klebstoffe und die Fahrzeugelektrik).
Es gibt eine Dusche, die innen, außen und mit Waschbecken verwendet werden kann – also eigentlich kann es schon fast losgehen.