Dem Wind hinterher

Wir fahren also nach Stockholm – so viel steht schonmal fest. Leider ist das der verregnetste Tag der ganzen Reise. In der Nacht zuvor hat sich herausgestellt, dass vorne im „Wohnzimmer“ Wasser durchs Dach eindringt. Wir wissen auch ziemlich schnell, wo – nämlich da, wo die Spanten der Kabine mit den GFK-Teilen des Daches zusammentreffen. Hier hatte sich das Fugendichtmittel schon in Hamburg auf der anderen Seite etwas gelöst, und damit Wasser durchgelassen.

Daher haben wir inzwischen auch ein bisschen Übung mit dieser Reparatur und auch in der Werkzeugkiste neben diversen anderen Klebstoffen das passende Marine-Fugendicht dabei. Es härtet praktischerweise unter Feuchtigkeitseinfluss aus. Wir kratzen also das 20 Jahre alte Zeug aus der betroffenen Ecke und verfugen in einer trockenen Minute in Stockholm neu.

Ab aufs Dach zum Abdichten

Dann geht es mit Regenjacke und -Schirm auf Stadtrundgang durch das schöne Stockholm. Eine Stadt, die viel mehr Wasser im Stadtbild hat, als Hamburg. Zunächst durch die kleinen und engen Gassen der Altstadt, bis der Regen zunimmt und wir eine der vielen Fähren nehmen, um den Nachmittag im „Wrack-Museum“ zu verbringen. Wir werden trotzdem auf dem Weg dahin ziemlich nass von oben bis unten. Erst auf dem Rückweg hört es allmählich auf zu regnen – leider haben da die angesteuerten Eis- und Waffelbuden schon zu 🙁

In den Gassen von Stockholm

Bis Stockholm war die Route noch klar, allerdings wissen wir gar nicht genau, wie es danach weiter geht. Auf der erwähnten E4 ist es ziemlich doof, man braust so durchs Land, ohne wirklich etwas mitzukriegen. Und in unserem Fall brausen wir ja auch nicht besonders, sondern zuckeln eher. Wir überlegen uns, ob wir entweder über Göteborg und mit der Fähre in den Norden Dänemarks fahren, um dann die dänische Ost- oder Nordseeküste entlang zu fahren. Oder uns über Kopenhagen und Fynen wieder Richtung Heimat zu bewegen. Kurzzeitig denken wir auch drüber nach, nach Bornholm überzusetzen, dort eine Woche zu verbringen und dann nach Rügen zurück zu kommen.

Wir lassen uns die Entscheidung von den Vorhersagen des Windfinders abnehmen – leider sind die im schwedischen Binnenland nicht immer ganz leicht zu deuten. Zunächst versprechen sie einen Tag Wind aus West. Der einzige brauchbare Strand für diese Windrichtung liegt südlich der Stadt, und so steuern wir erstmal den Südzipfel der Halbinsel Torö an. Dort fällt am folgenden Samstag die Surfer-Meute aus Stockholm ein, und der Waldparkplatz, auf dem wir eine ruhige Nacht verbracht haben, ist in kurzer Zeit überfüllt. Also schleppen auch wir unser Material an die Felsspitze der Halbinsel und lassen uns einen Tag lang den Wind um die Ohren wehen.

In Torö

Weiter geht es zu den beiden Seen Vättern und Vänern, die so groß sind, dass Meeresfeeling aufkommt. Sonne, Sandstrand, recht hohe Wellen mit Brandung – und dazu Süßwasser. Eine sehr nette Kombination. Wir erwischen zunächst einen windigen Tag bei Motala. Die schöne Landspitze dort hat einen Hindernisparcours für Kinder, schöne Spazierwege und liegt ganz in der Nähe eines schönen Badestrandes, an dem wir unsere Fähigkeiten mit dem Surfboard verfeinern und auch Lasse wieder zum Üben kommt.

Auf den Tagesetappen, an denen mal kein Wind weht, haben wir es uns inzwischen zur Gewohnheit gemacht, immer an einem der vielen kleinen Seen zu bleiben, so dass wir morgens zuerst eine kleine Laufrunde (Lisa auf dem Rad) und dann ein Bad im See einlegen können.

Der Zufall führt uns durch den kleinen Ort Forsvik, wo wir spontan an einer kleinen Schleuse anhalten, um ein Eis zu essen. Die Schleuse schleust zwar gerade nicht, aber es gibt einen lohnenden Erkundungsweg durch die Stahlgießerei-Geschichte des Ortes. Inklusive Schienenbahn und Wasserkraft. Nachdem wir alles ausführlich erkundet haben, entscheiden wir uns spontan, einfach hier zu bleiben, denn auch Forsvik liegt an einem schönen See, wo wir direkt neben dem Wasser stehen können. Und am nächsten Morgen ist auch die kleine Schleuse voll in Betrieb!

Schleuse in Forsvik

Weiter geht es an den Vänern, an die Riviera von Svalnäs, wo wir nach einer Wanderung auf dem zugehörigen 4km langen Riff dank frischer Brise gleich zwei Tage stehen bleiben, und uns den langen Sandstrand mit vielen Badegästen und anderen Kitern teilen.

Sonnenuntergang in Svalnäs

Inzwischen ist jetzt auch die Entscheidung gefallen, wie wir weiterfahren. Nachdem die Windvorhersage für Norddänemark zusammengebrochen ist, werden wir Richtung Ystad weiterfahren, und damit der Ostsee treu bleiben.

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