Wie alles begann

Nachdem das Baumhaus im ersten Corona-Sommer fertiggestellt war, musste für den Sommer 2021 ein neues Projekt her.
Da Fernreisen unsicher und nicht planbar waren, besann sich halb Deutschland darauf, sich Wohnmobile zuzulegen. Auch der Trend, sich alte Kastenwagen zuzulegen, nahm stark zu, so dass der ein oder andere Mercedes Sprinter gebraucht fast teurer war als ein vergleichbarer Neuwagen.
Während die Preise für Baumaterial sich ebenso vervielfachten, wuchs bei uns die Idee, ein altes Fahrzeug von Polizei, Feuerwehr oder THW anzuschaffen, und selbst reisefähig auszubauen.

Gesagt, getan. Der Zoll versteigert solche Behördenfahrzeuge, und bei ebay Kleinanzeigen gibt es sie auch.
Nachdem wir den Markt einige Zeit verfolgt hatten, bot sich die Gelegenheit, in der Nähe von Bremen ein altes Löschfahrzeug günstig zu erwerben.
Mitte Juni fuhren wir an einem heißen Tag los und guckten es uns einmal an.

Ein LF8/6 Iveco Magirus 75E14, 7.5t, BJ 1998, 9 Sitzplätze

Wenig Rost, wenig km auf dem Tacho (so ein Einsatzfahrzeug steht die meiste Zeit ja nur gut gepflegt rum), da fiel die Entscheidung nicht so schwer und ein paar Tage später stand das gute Stück mit frischem TÜV bei uns in der Einfahrt.
Und schon fingen auch die Folgekosten an. Da das gute Stück nicht langsam vor sich hin gammeln sollte, musste ein neuer und deutlich höherer Carport her, der mit Hilfe eines Zimmermanns den alten, kleinen ersetzte.

Als erstes rissen wir die gesamte Inneneinrichtung raus, in der sich früher Schläuche und Werkzeug befunden hatte. Die Feuerlöschpumpe im Heck konnten wir für 250€ nach Litauen verkaufen.
Dann ging es los, an die Raumplanung. Schnell war klar, dass wir ein Doppel- und ein Stockbett brauchen würden. Die Inneneinrichtung war praktischerweise komplett aus verschraubten Alu-Profilen gebaut, welche wir direkt für unsere neue Struktur nutzen konnten.

Hinten sollte das Schlafzimmer, vorne in der riesigen Doppelkabine das Esszimmer mit Küche entstehen.
Hier eine Auswahl der Tätigkeiten, die wir dafür machen mussten:

  • Dachfenster einsetzen
  • 2 Seitenfenster einsetzen
  • Innenraum hinten mit Armaflex und XPS-Platten isolieren
  • Oberflächen mit Filz und HDF-Platten verkleiden
  • Boden nivellieren und Click-Vinyl verlegen
  • Duschbad mit PVC-Platten einfassen
  • Küchenschrank mit Spüle und Regalen maßschneidern und einbauen
  • 2 gemütliche Polstersitze einbauen
  • hinten einen Flugbegleiter-Klappsitz befestigen
  • einen schwenkbaren Esstisch einbauen
  • Neue Bordbatterie mit Ladegeräten für Landstrom, Verbindung zur Lichtmaschine und Solarzellen verkabeln
  • Beleuchtung und Ventilatoren, sowie Gardinen anbringen
  • Eine separate Wand mit Schiebefenster hinter eins der Rolltore setzen
  • Markise anschrauben
  • Alu-Dachbox montieren

Zwischendurch ging es auch kurz in eine Werkstatt, um ein paar Dichtungen am Fahrwerk ersetzen zu lassen und kurzzeitig sah es so aus, als wäre der Anlasser defekt. Zum Glück war er das gar nicht – aber das ist eine andere Geschichte.

Nebenbei machte Jule noch ihren C1-Führerschein und wir überlegten, was wir mit dem guten Stück denn so anfangen sollten, wenn es fertig wäre.
Bevor der Winter uns eine Arbeitspause aufzwang (bei niedrigen Temperaturen kann man viele Klebstoffe nicht gut verarbeiten), unternahmen wir schnell mal einen Test-Ausflug, um Fahren und Schlafen mal auszuprobieren.
Noch ohne Komfort und Isolation war das aber eine frische Nacht Ende Oktober am Oortkatener See..

Inzwischen sind wir ziemlich weit – haben viele neue Werkzeuge angeschafft und Techniken kennengelernt (von der Druckluft-Versorgung über die Kipp-Fahrerkabine bis zur Nutzung diverser Sikaflex Klebstoffe und die Fahrzeugelektrik).
Es gibt eine Dusche, die innen, außen und mit Waschbecken verwendet werden kann – also eigentlich kann es schon fast losgehen.

Ein Gedanke zu „Wie alles begann“

  1. Na, Martin, ich bin begeistert von eurer Kreativität, eurem unermüdlichen Einsatz und eurem Durchhaltevermögen. Ich bin sehr gespannt auf euren Reisebericht, der ja wahrscheinlich schon demnächst beginnt. Da ihr ja nur 70 fahren dürft, könnt ihr ihn doch eigentlich während der Fahrt schreiben.
    Bin sehr neugierig, welches Magazin euch als erstes entdeckt, um euch ganz groß rauszubringen, wie etwa einen Elefanten mit 6 Beinen und zwei Rüsseln.
    Wunderbare Ferien und ganz viel Freude mit eurem einzigartigen Mobil
    Margot Henseweg 3b

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