Kindergarten Update

Lasse ist immer noch sehr zufrieden mit seinem Kindergarten (wir auch) und genießt die vielen Spielmöglichkeiten mehr als den eigentlichen Unterricht… (Was für uns aber auch nicht so wichtig ist, wie für die Chinesen).

Abgesehen davon, dass wir regelmäßig im Kindergarten-Schwimmbad planschen, werden natürlich auch noch weitere Events organisiert. Eine Woche lang sollten Eltern verschiedener Nationen ihre Heimat vorstellen, vorletzte Woche ist der gesamte Kindergarten zum Shangfangshan, ein größerer Park mit kleinem Zoo (Affen, Lamas, Pfaue) gefahren und Anfang April gab es auch ein Sportfest für die Kinder.

Die Ideen sind alle sehr sehr gut, leider stören mich meistens die vielen Leute bei den ganzen Events, so dass einfach das „Programm“ heruntergespult wird, ohne dass man wirklich auf die Kinder eingehen kann. Beim Sportfest (Eltern mussten anwesend sein) haben 6 Klassen à 15 Kinder gleichzeitig bestimmte Spiele gemacht (und das war schon die Aufteilung; 6 weitere Klassen haben an einem anderen Ort „gesportelt“) – leider stand man sich dabei mehr im Weg herum und musste schauen nicht irgendwelche Kinder umzurennen. Auch die Vergabe der Medaillen – grundsätzlich eine tolle Idee – jedoch hat der Klassenlehrer einfach im Trubel der vielen Leute schnell jedem seiner Kinder eine umgehängt und fertig…

Der Ausflug zum nahegelegenen Shangfangshan Park begann auch mit dem „Pflichtprogramm“ – Eltern und Kinder sollen bestimmte Spiele machen, bei denen Lasse und die meisten der anderen Kinder nicht gerade „bei der Sache waren“. Aber anschließend konnten wir durch den Park spazieren und haben uns fast ausschließlich bei den Affen aufgehalten und diese beobachtet.

Chinesischunterricht während der "Open Class"

Chinesischunterricht während der „Open Class“

Außerdem gab der Kindergarten den Eltern die Möglichkeit im Rahmen einer „Open Class“ sich an einem Vormittag drei Unterichtseinheiten (English, Chinesisch und Sport) anzuschauen.

Einige Impressionen von Lasses Kindergartenleben:

Ich finde es auch klasse, dass wir monatlich mit Fotos, der aktuellen Kindergarten Musik und den fertig gelesenen Büchern versorgt werden. Lasse liebt es zu Hause zur Musik zu tanzen bzw. die Morning Exercise zu praktizieren (die im Kindergarten jeden morgen vor Unterrichtsbeginn abgehalten wird).

Am 01.06 ist ja bekanntlich Weltkindertag 🙂 an dem die Eltern für ihre Kinder etwas vorführen müssen. Ich bin ja nicht so begeistert von diesen ganzen Tanz-Performances, werde mich aber wohl in mein Schicksal ergeben. Zum Glück gibt es da einige sehr engagierte Chinesinnen, die bereits Musik (I like the flowers) und „Tanzschritte“ ausgewählt haben.

Traditionelle Chinesische Medizin

Da es sich mit dem „Job-finden“ und der „Arbeitsgenehmigung erhalten“ als ein wenig schwieriger herausstellt, als erwartet, bin ich derzeit an einer chinesischen Schule um drei Monate lang die Grundlagen der traditionellen chinesische Medizin zu studieren.

Lernmaterial und die ersten beiden Prüfungen

Lernmaterial (Bücher, Akkupunkturmann, Schröpfglas, Scrapping-Tool) und die ersten beiden Prüfungen

Da die Schule „Downtown“ ist fahre ich mit dem Rennrad oder dem E-Bike 12km vom entspannten und neuem SIP (Suzhou Industrial Park, dort wo wir wohnen) in den Trubel und das Gedränge der Altstadt, was auch durchaus den Vorstellungen von einem klassischen China-Town entspricht. Je näher ich der Schule komme, desto mehr muss ich hupen, damit mir die Leute nicht vors Rad springen oder andere Fahrräder ohne zu gucken mir in die Seite fahren. Die ein oder andere Macke hat das E-Bike dabei schon abbekommen. Am Rennrad habe ich nun ersteinmal eine richtige Hupe installiert – mit einer einfachen Klingel kommt man nicht weiter…

Die Schule ist einfach, was hier ganz normal ist – im Winter ist es eiskalt im Sommer überheiß, trotz Klimaanlage. Die Toiletten sind – sagen wir mal so – sehr „chinesisch“ – kein Ort um sich auch nur länger als nötig aufzuhalten. Auf einfachen Holzstühlen und Tischen sitzen wir (drei Ausländer und ca. 12 Chinesen) und hören uns vormittags die Theorie an während wir anschließend uns gegenseitig massieren und die Akkupunkturpunkte suchen. Schröpfen konnten wir auch bereits üben, nächste Woche geht’s mit Moxa weiter.

Da die Lehrer ausschließlich auf chinesisch unterrichten haben wir auch einen Dolmetscher, denn ich verstehe – je nach Lehrer – maximal 20%. Der Ablauf ist auch sehr „chinesisch“ – es gibt keinen festen Stundenplan und eigentlich weiß keiner so recht, was in der nächsten Woche dran ist, so dass man sich nicht wirklich vorbereiten kann. Auch erfährt man meist nur einen Tag vorher, wenn am nächsten Tag ein Test stattfindet. Die Schülerzahl variiert auch sehr stark – einige Schüler haben nächsten Sonntag eine Abschlussprüfung und werden dann als „TCM-Masseure“ arbeiten, genauso kommen jede Woche neue Schüler hinzu. Ich habe mich nämlich am Anfang gewundert, warum wir nicht mit den Grundlagen (Yin und Yang oder der 5-Elemente-Theorie anfangen, sondern direkt den Meridianverlauf mit Akkupunkturpunkten lernen…) – anscheinend sind wir auch „mittendrin“ eingestiegen. Auch ist es nicht üblich Fragen zu stellen – wir dummen Ausländer fragen ja durchaus mal warum man vormittags so massieren soll und nachmittags anders… Das entfacht dann meistens wilde Diskussionen unter den Chinesen mit dem Resultat, dass es keine Antwort gibt. Überhaupt ist das Ganze schon sehr vage… Vor drei Wochen in etwa hat ein chinesischer Kommilitone eine Frage gestellt und entfachte eine heftige Diskussion mit dem Lehrer (habe leider nicht wirklich viel verstanden) – auf jeden Fall hat der recht junge Lehrer mitten in der Stunde wutentbrannt seine Bücher geschnappt und ist gegangen und seit dem auch nicht mehr aufgetaucht…

…kurzer Nachtrag zu „andere Länder, andere Sitten“: für einen älteren Herrn, der ebenfalls als Schüler in unserer Klasse ist, ist es normal im Unterricht zu rauchen oder auch zwischendurch auf den Fußboden zu spucken…

 

Martins Tag

…zumindest, wenn es ein halbwegs normaler Arbeitstag ist.

Gleichzeitig mit dem Rest der Familie geht es bei mir gegen 7:30 los. Wenn es nicht regnet, dann fahre ich die 9km zur Firma mit dem Fahrrad. Wenn es regnet – was bisher extrem selten der Fall war – dann fährt praktischerweise direkt vor der Haustür um 7:45h der Firmenbus, der mich bei Bedarf auch kurz vor sechs wieder zu Hause abliefert. Eine schöne Einrichtung und – ebenso wie das Mittagessen in der Firma – gratis. Aber wie gesagt fahre ich lieber mit dem Fahrrad. Denn das macht in Suzhou fast schon Spaß. Die Chinesen haben nämlich sehr schöne Fahrrad-Spuren neben der Fahrbahn. Die sind so breit, wie bei uns eine normale Straße und werden außer von Radfahrern auch von den beliebten Elektro-Rollern benutzt. Die meisten Roller rollen etwas langsamer als ich auf dem Rad – aber einige haben größere Akkus und sind auch etwas schneller. An die kann ich mich dann hervorragend in den Windschatten hängen und ein bisschen Kraft sparen. Damit brauche ich ca. 20min für den Weg.

Fahrradstraße im SIP

Fahrradstraße im SIP

Außerdem kommt mir sehr entgegen, dass die Chinesen es mit den Verkehrsregeln nicht so ganz genau nehmen. An roten Ampeln halten Autos zwar brav an, mit Roller oder Fahrrad kann man aber praktisch überall fahren, wo Platz ist. Im Gegenzug sollte man aber auch nicht auf seiner Vorfahrt bestehen, wo man eine hätte, sondern im Zweifel stärkere Verkehrsteilnehmer vorlassen 🙂

Bin ich also bei der Firma angekommen, schalte ich erst mal die Klimaanlage auf „Heizen“ – die Chinesen sitzen nämlich auch im Winter mit dicken Daunenjacken am Schreibtisch.. Ein Heißwasser-Spender sorgt für einen Tee und ich kann anfangen, die Mails der vergangenen Nacht abzuarbeiten. Während wir schlafen, war Deutschland ja noch fleißig. Außerdem bin ich noch für Australien zuständig, deren Arbeitstag 3 Stunden vor unserem anfängt. Letztendlich bin ich also in sehr vielen Zeitzonen unterwegs, so dass Jule sich schon zu Hause beschwert, wenn dauernd das Handy brummelt und ich auch noch draufgucke…
Für meinen Arbeitsplatz musste ich übrigens als Erstes einen höheren Stuhl organisieren – die vorhandenen ließen sich nicht für meine europäische Beinlänge einstellen.
Mittags gibt es hier in der Kantine ein Essen für die Mitarbeiter. Das ist mal essbar und mal ziemlich „ungewohnt“. Daher fahre ich meistens mit den anderen beiden Deutschen in ein nahegelegenes Restaurant, wo wir eine Portion gebratenen Reis oder eine Pizza essen.
Die chinesische Arbeitsweise unterscheidet sich doch deutlich von der unseren. Sehr viel entscheidet sich sehr spontan. Eine exemplarische Woche sieht so aus:
– Für Mittwoch ist ein Kundenbesuch südlich von Shanghai eingeplant. Wir wollen Dienstag losfahren, dort übernachten und am Mittwoch Vormittag zum Kunden.
– Am Dienstag früh auf dem Weg zur Arbeit ruft mich mein Kollege an: Der Besuch ist vom Kunden abgesagt worden.
– Dafür werde ich zu einem Kunden-Seminar am Samstag eingeplant. Anreise Freitag Nachmittag.
– Mittwoch meldet sich ein wichtiger Kunde aus Wuhan mit einem großen Projekt und verlangt, dass wir am Freitag bei Ihm unsere Geräte vermessen lassen. So schnell kriegen wir unsere Geräte fast nicht dorthin, aber es wird schon klappen.
– Donnerstag habe ich gerade meinen Flug nach Wuhan fast gebucht, da wird die Messung doch auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Mal sehen, was sich heute im Verlauf des Tages so ergibt 🙂

Um 17:10 fahren die Firmenbusse wieder ab, die auf zwei verschiedenen Routen die Mitarbeiter nach Hause bringen. Da wird es dann schlagartig recht leer in den Büros. Und gegen 17:30 mache auch ich mich wieder auf den Heimweg. Dann ist es im Winter schon recht dunkel – inzwischen geht es aber. Im Sommer ist es von 5:30 bis 20:30 Uhr hell.
Die meisten Roller schalten ihr Licht im Dunkeln nicht ein, um Energie zu sparen und die Straßen sind auch meist ausreichend beleuchtet. Es stört also keinen, wenn ich mal meinen Akku für das Fahrradlicht vergessen habe. Zu Hause essen wir drei dann zusammen ein schönes deutsches Abendbrot. Mit Butter aus Neuseeland, Käse aus Holland und Hero-Marmelade aus der Schweiz.. Das kann man nämlich alles im Euro-Markt für teures Geld kaufen.

Der Frühling kommt und wir sind nun auch etwas mobiler…

Nachdem es mittlerweile sogar schon Temperaturen um die 25°C hat, können wir mit unserer neuen Familienkutsche jetzt auch weitere Ausflüge machen.

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Leider war das Feiertags-Wochenende (statt Ostern gibt es hier das Qingming-Festival – etwa wie Allerheiligen…) allzu sehr verregnet, so dass wir den geplanten Wander-Trip abgesagt haben.

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Aber dafür waren wir letzte Woche bereits auf einem See (Yangcheng Lake) 15min von unserer Wohnung entfernt kiten 😉 Ob es wirklich erlaubt ist, wissen wir nicht. Wir werden mal weiter kiten bis ein Ordnungshüter uns ermahnt…

Lasse im Fitnesscenter

Wir haben ja schon lange nichts mehr geschrieben…

Vor anderen Neuigkeiten gibt es erstmal drei kleine Filmchen von Sohnemann beim Ausprobieren diverser Sportgeräte im Fitnesscenter:


Lasses Sprache

Wir sammeln mal Lasses Sprach-Schätze. Ein bisschen auch, damit wir uns selbst später daran noch erinnern können 🙂
Die meisten Wörter kann er recht deutlich aussprechen und mit zusätzlich Englisch und Chinesisch hat er es ja auch nicht leicht. Hier dennoch die Liste einiger hübscher Deutscher Wörter:

Nunu – Rosine
Schiao – Musik
Marmamal – Marmelade
meiss – werfen
Fafa – Fahrrad
dehne – drehen
Fufa – Flugzeug
Obelon – Luftballon
Boma – Strohhalm

Ansonsten waren wir letztens in einem Teil der Stadt unterwegs, an dem die Chinesen westliche Baustile nachgebaut haben. So findet sich dort neben einer kleinen Kopie der Sydney Harbor Bridge auch eine holländisch wirkende Siedlung mit Windmühle und ein Nachbau der Tower Brigde in London. Allerdings gleich mal mit 4 Türmen statt mit 2 🙂
Außerdem gibt es da noch eine Seine-Brücke und so etwas wie den Kreml – die besuchen wir demnächst vielleicht noch mal.
In der Galerie finden sich ein paar Eindrücke – und auch von den Leckereien, die man an den Straßenständen bekommt 😀

Ein ganz normaler Tag…

… nachdem wir Morgens gegen 06:30 Uhr aufstehen, frühstücken (für mich und Lasse gibt’s „Oatmeal“ mit Rosinen – oder zurzeit auch noch importiertes deutsches Müsli) und Lasses Kindergartenrucksack mit der Thermosflasche mit heißem Wasser befüllen – ja ganz chinesisch trinkt Lasse nun warmes Wasser (ein Lätzchen, ein kleines Gesichtshandtuch in einer Tupperdose und das Lehrer-Eltern-Kommunikationsbuch sind auch mit drin), geht’s los. Lasse auf dem Laufrad und ich auf dem Fahrrad. Sofern ich Lasse davon abhalten kann, alle Knöpfe im Fahrstuhl zu drücken, sind wir auch relativ schnell auf der Straße und fahren durch unsere Wohnsiedlung vorbei an der Müllsammelstelle (der Müll wird zwar eigentlich in Mülltonnen getrennt, aber dann doch in einem Durchgang nochmals sortiert – leider sind bei den Sortiersachen manchmal auch weniger appetitliche Sachen, wie Lebensmittelreste und heute morgen dann auch eine Toilette mit anderen Resten dabei…). Durch ein kleines Seitentor geht es dann raus auf die Straße.

Neben unserem Hauseingang trocknet nicht nur Wäsche...

Neben unserem Hauseingang trocknet nicht nur Wäsche…

Mittlerweile kann ich auch (fast) sorglos mit Lasse die 6-8 spurigen Straßen überqueren (je zwei Spuren für Autos, dann Abbiegespuren und jeweils eine Spur für E-Bikes und Fahrräder, Rechtsabbieger donnern immer über die Kreuzung – der stärkere hat Vorfahrt…), ohne dass ich aktiv Lasse fest oder zurückhalten muss. Nach der zweiten großen Kreuzung (ohne Ampel) kommen wir zu unserem Neighborhood Center, wo es einen Supermarkt, Restaurants und weitere diverse kleine Läden gibt. Häufig spielen hier bereits am Morgen einige Männer Basketball auf zwei mit Körben ausgestatteten Plätzen – am Nachmittag auf dem Rückweg ist jedoch deutlich mehr los. Anschließend flitzt Lasse noch ein zwei Rampen mit dem Laufrad hinunter bevor man auch schon die Morgens-Willkommens-Musik des Kindergartens hört. Die Männer der gegenüberliegenden Autowerkstatt und Waschstraße freuen sich jeden Morgen, wenn sie Lasse sehen – aber Lasse ist das alles nicht so ganz geheuer, so dass ich freundlich lächelnd an den Leuten vorbeischiebe. Die netten Wachleute am Kindergarten winken eifrig Lasse zu, der jedoch ganz damit beschäftigt ist, sein Laufrad am Rand des Zauns zu parken und mit dem Schloss anzuschließen. Dann bekommt Lasse die Kindergarten-ID-Karte, um am Eingang registriert zu werden und anschließend wartet auch schon die Kindergarten-Krankenschwester mit der allmorgendlichen Gesundheitsinspektion – einmal mit der Taschenlampe in den Mund gucken und dann noch beide Hände von innen und außen begutachten (ab wann ein Kind genau nicht mehr in den Kindergarten darf, ist mir jedoch bei dieser Untersuchung noch nicht so klar geworden). Anschließend bringe ich Lasse in seinen Klassenraum, wo er eigentlich immer als erster ist, sage „Tschüss“ und mache mich mit dem Rad auf den Weg zur U-Bahn Station. Nach knappen 10min stelle ich mein Rad ab, schließe es an – bisher wurde uns noch nichts geklaut (hatte sogar einmal meine Handschuhe auf dem Rad liegen gelassen und sie am Nachmittag glücklicherweise immer noch dort vorgefunden) – und gehe mit meiner Karte für öffentliche Verkehrsmittel (eine einfache Aufladekarte) durch die Kontrolle. Mein Rucksack wird auch jedes Mal von den Wachmännern abgescannt, aber ob das wirklich was bringt, weiß ich ja nicht. Die Bahn fährt Morgens alle 5 Minuten, so dass man nicht wirklich lange zu warten braucht – kaum ist die Bahn da, drängelt jeder gute Chinese – das mit dem „zuerst aussteigen lassen und dann einsteigen“ funktioniert hier nicht so wirklich – jeder guckt einfach wo er bleibt und quetscht sich durch. Die wenigen Sitzplätze, die es in der Bahn gibt, sind hauptsächlich für Ältere, Schwangere oder Mütter mit Kindern (da sind die Chinesen übrigens sehr sehr zuvorkommend – jedes Mal wenn ich Lasse dabei habe, wird mir unverzüglich ein Platz angeboten…). Aber die U-Bahn ist deutlich neuer, sauberer und trotz allem nicht so voll wie die Busse. Sie ist ein wenig teurer, aber mit umgerechnet 30cent pro Fahrt immer noch deutlich billiger als in Deutschland 🙂 Nach 10min quetsche ich mich dann wieder aus der Bahn hinaus, gehe durch einen kleinen Park, bewundere einige ältere Chinesen bei deren morgendlichen Tai Chi Übungen und bin dann auch schon in dem riesigen Bürogebäude, wo ein kleiner aufgeteilter Raum meine Sprachschule beherbergt. Aber zuerst auf den Aufzug warten – hier stellt man sich in einer Reihe auf – rechts fürs Stockwerk 3-15, links für die restlichen 10 Stockwerke. Je nach „Rushhour“ wartet man aber auch mal 10min auf den Aufzug (obwohl es insgesamt 6 gibt). Ist endlich der ersehnte Aufzug da, wird dieser erstmal bis zur Beladegrenze vollgeladen und dann geht’s los – wenn es denn losgeht. Denn in letzter Zeit müssen immer zwei bis drei Leute von Innen gegen die Türen drücken, damit diese schließen – ich weiß nicht ob es an der Kälte liegt oder ob die Aufzüge einfach schlecht verarbeitet sind… In meiner Schule angekommen zapfe ich mir dann auch erstmal heißes Wasser in meinen Thermobecher – pimpe mein Wasser aber meistens mit Kaffeepulver oder Tee, bevor mein Unterricht beginnt. In der Pause geht’s dann auch mal kurz auf die Toilette – jeder „gute Chinese“ hat natürlich seine eigenen Tempos etc. dabei denn die Toilettenetikette wird hier nicht so groß geschrieben – soll heißen Klopapier gibt’s nur in den wirklich besseren Restaurants oder Institutionen etc. (Deshalb nimmt man – oder zumindest Frau – ja auch immer die überschüssigen Servietten beim Mittagessen mit, was mich am Anfang ein wenig verwundert hat, aber nützlich ist es…) Eine weitere Sache, die ich bei meinen ersten Waschraum-Besuchen merkwürdig fand ist, dass da immer ein großes Sieb mit einer noch größeren Schüssel oder Eimer am Waschbecken steht und dann weniger appetitlich Essensreste drin sind. Mittlerweile habe ich mich ja daran gewöhnt und es ist durchaus praktisch für die Chinesen, die ja sehr viel losen Tee trinken. Und wenn man seine Tasse ausspülen will kann man die Reste eben dorthinein kippen und läuft nicht Gefahr die Waschbeckenabflüsse zu verstopfen. Das Gleiche gilt für die Reste der mitgebrachten Mittagsmahlzeit… Ich finde es immer noch nicht lecker, aber zumindest sehe ich den Nutzen.

Nach meinem Unterricht gehe ich meistens mit meiner Lehrerin in chinesische Kantinen-Selfservice-Restaurants essen – je nachdem kostet mich ein bisschen Gemüse oder Fleisch (zwei oder drei verschiedene kleine Tellerchen) mit Reis knappe 2,50€. Die Auswahl des Essens meistere ich immer noch hauptsächlich mit dem klassischen darauf Zeigen. Und wenn ich mal die Auberginen oder den Brokkoli auf chinesisch bestelle, antwortet die Essensausgabe mit begeisterten – für mich wenig verständlichen – Worten. Anschließend genießt meine Lehrerin einen klassisches Büronickerchen – was so ziemlich jeder Chinese macht (einfach die Tastatur zur Seite schieben und Kopf auf dem Schreibtisch ablegen), während ich mit der U-Bahn zurück fahre (bei schönem Wetter spielt das ältere Semester im Park mit einem chinesischem Jojo – richtige Kunstücke werden vollbracht oder auch das Jojo über ein Netz sich gegenseitig zugeworfen…) Ich lerne dann in dem ein oder andere Café /Bäckerei, mache Hausaufgaben und besorge dann direkt ein recht gutes Vollkorn- oder Sauerteigbrot (German Rye) (gelegentlich werden auch Laugenbrezeln verkauft :-), bevor ich Lasse gegen 15:45 Uhr aus dem Kindergarten abhole.

Schreibübungen (diverse Gerichte...)

Schreibübungen (diverse Gerichte…)

Da ich dem Gedrängele am Tor – ja selbst beim Kinderabholen will jeder der Erste sein – meistens entgehe bin ich zwei/drei Minuten nach der Öffnungszeit am Kindergarten. Aber Lasse interessiert das meistens sowieso recht wenig, da er auch gerne weiterspielt. Gegen 16:20 Uhr müssen wir jedoch ggf. auch gegen Lasses Willen den Kindergarten verlassen und werden wegen des „Security Checks“ herausgebeten. Dann geht es durch das Neighborhood-Center, in dem jetzt das Leben erst richtig aufblüht, zurück. Je nach Lasses Lust und Laune dreht er dort diverse Runden auf seinem Laufrad zur Belustigung vieler älterer Chinesen, die ebenfalls ihre Kinder aus den umliegenden Kindergärten abholen, fährt das Rolltreppenband zum Supermarkt hoch und runter oder zerrt sein Laufrad über verschiedenen Treppenaufgänge. Der ein oder andere neugierige Chinese möchte Lasse hin und wieder helfen und das Laufrad die Stufen hinauf oder hinunter tragen – mitunter sind sie sehr besorgt um Lasse – da ich jedoch einschätzen kann was er alleine kann antworte ich trocken: „ta keyi de“ (er kann das) oder „mei wenti“ (kein Problem). Richtig schlimm ist das nämlich auf dem Spielplatz, wenn ich Lasse alleine klettern lasse – ich denke die Chinesen halten mich schon für eine Rabenmutter…

Auf dem Rückweg wird dann ein längerer Stop bei den Basketballfeldern eingelegt, denn jetzt ist hier richtig was los. Während Lasse ganz bewundernd den Ballspielern hinterherguckt, sind die Getränkeverkaufsfrauen von Lasse verzückt, schälen ihm Sonnenblumenkerne und schieben sie in seinen Mund… Je nachdem welchen Weg wir nach Hause nehmen, gibt es auch schonmal Mandarinen geschenkt oder Erdnüsse werden einfach in seine Schuluniform-Jacke gesteckt. An wärmeren Tagen machen wir auf dem weiteren Weg dann auch noch einen kleinen Abstecher zu einem Spielplatz (mit finnischen Spielgeräten), bevor wir dann mit Sonnenuntergang zu Hause ankommen und mit der Familie ein „deutsches Abendbrot“ genießen 😉

Weihnachten auf Hainan

Zu Weihnachten wollten wir dem doch recht empfindlich kühlen Suzhou etwas entfliehen.
Es ist hier eigentlich nur von November bis Dezember mit 0-10°C recht kühl – dieser Umstand hat aber zur Folge, dass es keine Zentralheizungen gibt. In öffentlichen Gebäuden wie Hotels etc. wird auch gleich gar nicht geheizt – meine Firma und Jules Sprachschule schalten an den kälteren Tagen die Klimaanlage im Heiz-Modus ein.
Damit wird im Raum an der Decke warme Luft ausgeströmt, die natürlich unter der Decke hängen bleibt. Man hat also häufig drinnen auch eine Jacke an und praktisch immer kalte Füße. Unsere Wohnung hat eine komfortable und seltene Fußbodenheizung, die aber manchmal ein paar kräftige Faustschläge braucht, damit sie anspringt.

Wie dem auch sei – wir wollten über die Feiertage zum Kiten fahren. Nach Thailand, Vietnam und auf die Philippinen waren die Flüge schon recht teuer, so dass wir die chinesische Insel Hainan im Süden als Ziel auserkoren. Hier ist es auch im Winter immer um die 20°C warm.
Die Fluggesellschaft nahm unsere große Kite-Tasche als normales Gepäckstück mit und nach weniger als drei Stunden Flug waren wir auch schon da und ließen uns mit einem Kleinbus in das 5-Sterne Hotel fahren, dass im Winter für gut 40,-€ pro Nacht und Zimmer zu haben war.
Gleich am nächsten Tag trafen wir am Strand direkt vor dem Hotel einen Deutsch-Briten, der hier eine kleine Kite-Station betreibt. Er fuhr uns in den nächsten Tagen fleißig zu diversen Spots und holte uns freundlicherweise auch Abends ab und zu zum Essen in die nahegelegene Ortschaft Bo’ao ab.
Tatsächlich hatten wir auch ca. 5 von 8 Tagen brauchbaren Wind, um uns auf einer künstlichen Lagune und auch an ein einem schönen Palmenstrand auszutoben. Leider war es die Tage auch recht regnerisch…
Zu Weihnachten gab es in unserem Hotel ein Buffet mit Pute und anderen Leckereien.
In der Galerie gibt es ein paar Eindrücke:

小胖 xiǎo pàng

… ist Lasses Kindergarten Name. Und nicht schwer zu erraten heißt es übersetzt „Kleines Dickerchen“
Den Namen hat er wohl Anfang des Monats von einem chinesischen Lehrer bekommen und er hört mittlerweile dort auch auf diesen Kosenamen.

Lasse spricht chinesisch

… zumindest das Erste was wir verstehen konnten und reproduzierbar ist. Nachdem er die letzten Wochen auch nur noch „No“ anstatt „Nein“ antwortet – fängt jetzt der richtige Sprach-Mix an.

Am Samstag waren wir in unserer Sprachschule zu einer Sonder-Chinesisch-Kochstunde – wir haben „Tang Yuan“, also Klößchen aus Reismehl mit diversen Füllungen bereitet. Nachdem der Teig aufgebraucht war und ich meine mehligen Hände abklopfen wollte, meint Lasse zu mir: „xi shou!“ was soviel wie „Hände waschen“ heißt und zerrt mich Richtung Toilette. Die Chinesen waren natürlich total begeistert – aber wir auch ein bisschen. Im Kindergarten wird er natürlich regelmäßig mit „xi shou!“ zum Waschbecken zum Hände waschen geschickt 🙂